Die Mädchenschule und wie ein Projekt Wirklichkeit wird. Der erste Tag geht zu Ende

„Das Land anschauen.“ sagte Sai Baba. Das ist „nur“ ein Satz, aber er hat solchen Tiefgang. Das Gefühl geht tief. Es rührt etwas an in mir. Ich wache darüber auf und spüre-Wind! Er kommt vom Ventilator, der sich immer noch summend im Kreis monoton rotierend an der Decke dreht. Hach, ein wahrlich sehr beruhigendes Geräusch! Der gleiche Ventilator,  von dem ich während dem Landeanflug geträumt hatte, wie klasse, ich lächle glücklich. „Was hast Du geträumt? Du scheintest ganz weit weg.“. „Von Sai Baba. Und Du?“. „Ich war auch ganz weg. Was hast Du denn genau geträumt?“ „Puh, das war echt viel. Und so intensiv! Ich habe es richtig gespürt! Und er hat Wörter benutzt, von denen ich noch nie gehört habe, vielleicht war das Hindi?“. „Was für welche?“ Oh je-vergessen, wie blöd. Nach den Wörtern im Gedächtniss kram. Nee, nichts zu machen. „Doch ich spüre noch immer die Begegnung, wie es sich anfühlte, aber ich kann die Wörter nicht mehr greifen, es verblasst zusehends. Er sagte jedenfalls, wir sollen uns das Land anschauen.“ Noch immer fühle ich alles, aber da ich nicht alles verstanden hatte kann ich es nicht greifen. Aber ich bin noch ganz überwältigt. Draußen ruft ein Muezzin zum Gebet. Das zu hören fühlt sich wundervoll an. Ich lasse es in mich einfließen. Wir sind tatsächlich hier, ich höre und fühle es. Dadurch, dass ich es hören, fühlen kann fühle ich mich auch zugehörig zum Geschehen. Wir sind zu einem Teil geworden. Ah, ich spüre Freude darüber, mein Herz wird vor lauter Begeisterung wieder ganz weit. „Begeisterung ist eine Gnade, die Türen öffnet.“ höre ich Sai Baba sagen. Oh, höre ich ihn jetzt auch schon „aus heiterem Himmel“ also „so“ ohne dass ich träume oder es mir schlecht geht? Ich freue mich noch mehr und fühle, dass wir echt „vor Ort“ sind. Ein schönes Gefühl. Sogar der intensive Verkehr der Hauptverkehrsstraße macht mir nichts aus! Also ja liebe Freunde, ich sehe Euch schmunzeln, ihr wisst ja, wie mimosig ich da normalerweise bin. So Krach, Lärm geht normalerweise gar nicht bei mir. Doch er macht mir echt nichts aus, denn „er gehört dazu“ so wie „ich dazu gehöre“, ich fühle mich integriert. So in alles hinein integriert. Ich fühle mich ruhig, klar und beschützt. Kann daraus agieren, lenken wie die Mopedfahrer, Autofahrer, die ihren Platz einnehmen und im Verkehr fließen. Der Straßenlärm von draußen ist sehr intensiv, sehr laut, aber „es gehört auch irgendwie dazu“ und fühlt sich wohl auch daher so gut an. Es hat sogar etwas Beruhigendes. „Es gegt mir auch so, dass mich die Geräusche nicht stören“ sagt in diesem Moment Guido. Mit solch einer Aussage habe ich nun überhaupt nicht gerechnet! Ich freue mich, den Einklang zu spüren, etwas Gemeinsames zu fühlen, es verbindet die Welten, ist die Brücke…die geschwungene mit den Rosengeranien…sie duften…Nun ausfstehen und über die Brücke gehen, auf den anderen zugehen, ihm entgegenkommen. „Jetzt ein bisschen spazieren gehen wäre vielleicht echt super. Der PARK ist doch sicher in laufnähe…?“ „Spazierengehen, ein Stück gehen, das klingt gut, dazu habe ich auch Lust.“ Hach wie klasse ist das denn! Ich bin in heller Freude. Wir ziehen uns was Leichtes an und an die Füße – Schläppchen.  Es ist ja schließlich: Ja genau: SOMMER- SOMMER-SOMMER. Leicht, beschwingt, mit Schläppchen an den Füßen verlassen wir das Zimmer und betreten den Fahrstuhl. Er hat schon eine laaaaange Zeit Gäste und Personal hoch und runtergefahren. Man sieht es, auf dem Boden ist ein rießiger Fleck. Da ich auf den Boden schaue, weil im Fahrstuhl überall blinde Spiegel sind sehe ich den Fleck wie ein Eintauchen in eine andere Welt, wo ein unbekanntes Wesen mit einem Horn davor sitzt um diese Welt zu beschützen:

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Der Hotelier steht auf als wir das Foyer betreten. Neben dem Eingang in das Restaurant hängt dieses Bild. Darunter steht ein Gefäß mit Räucherstäbchen. Es ist nicht EIN Räucherstäbchen an, es sind ein ganzes Dutzend. Und es sind echte Blüten, die da am Bild hängen. Wie hübsch, so all diese „Kleinigkeiten“, die so schön sind. Das alles hatte ich vorher gar nicht gesehen!

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Direkt neben dem Hotel ist ein Supermarkt. Der erste Eindruck? Gitterstäbe zum Zumachen, na toll, das löst keine Begeisterung in mir aus. Ich mag da nicht reingehen „Er ist schön“ sagt Guido. Hm, ah ja…? „Möchtest Du schauen?“ Hm, möchte ich? Nee. Doch dann duftet es nach frischem Gebäck. Wie einladend. „Na komm. Mal hineingehen.“ Hm, na gut. Oh, Überraschung! Es gibt alles: Gebäck frisch von der Theke, Getränke, Knabberzeugs, Obst…und sogar hygienisch verpackt!  „Finger weg vom Obst“ höre ich sogleich in mir abgerufen den Indienkenner vom Flughafen sagen. „Schäle, koche oder vergiss es“ höre ich die Andi. Huch, schnell weiter. Denn die kleinen rotorangenen Mangos machen mich also schon an. „Schau mal, Toilettenpapier!“.  „Das musst Du auf jedenfalls bergeweise von zu Hause mitnehmen, denn das ist rar in Indien.“ Also mei, wie toll, hier gibt´s das ja zu kaufen! Echt alles da, einfach mal so „nebenan“, ich bin begeistert.

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Wieder draußen sehen wir eine, so wie wir glauben, Wechselstube und eine Apotheke. Wie praktisch, hier ist ja alles da! Also soooo schlecht ist´s hier ja auch wieder nicht! Schön! Erleichertung! Beschwingtheit spüren. Wohin gehen? Ach, einfach mal geradeaus. Da sind diese hohen Bäume, ich schaue sie an und denke, sie kommen mir ja so bekannt vor. Woher nur…? Dann erinnere ich mich: Als Kind hatte ich ja genau solche Bäume gemalt! Die Erinnerung steigt immer mehr hoch. Ich sehe mich am Tisch sitzen und diese Bäume malen. Mit Engelsgeduld. Da hatte ich solch eine Ruhe in mir, solch eine unerschütterliche Kraft. Ich liebte diese Bäume. Was für ein schönes Gefühl, ich hatte das total vergessen. Dann erinnere ich mich, wenn ich diese Bilder zeigte man mir sagte, dass es solche Bäume nicht gäbe, ich solle doch andere malen. Solche, die es auch wirklich gibt, nicht solche Phantasiebäume.  „Aber das sind keine Phantasiebäume, die gibt es wirklich!“sagte ich dann die erste Zeit beharrlich. „Nein, die kann es nicht geben, höchstens in Afrika.“

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Ich freue mich, nun diese Bäume zu sehen.  Es gibt sie. Ich wusste es. Sie spüren sich genauso an wie die, die ich als Kind gemalt hatte! Ich schwebe vor Freude die Straße entlang. Wie sie sich anfühlen! So ruhig und kraftvoll! Und wie sie mit ihrem Blätterdach Schatten spenden! Manche haben Blumen, wie sie wohl von oben aussehen? Ich sehe es. Ein Blumenmeer! Hier Vogel sein! Und derweil gehen wir die Straße entlang. Wohin sie wohl hinführt? Also jedenfalls nicht zum Park. Weit und breit scheint da echt kein Park zu sein. Menschen lenken sich und ihre „Karren“ durch die Straßen. Wie sinnbildlich!

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Es fühlt sich jeder Mensch integriert an. Es gibt zwar weit und breit keinen Park, aber dafür vieles zu erkennen. Vor einer Mädchenschule bleiben wir stehen. Ich höre wieder Sai Baba. „Schau diese Mädchenschule, was siehst Du?“-„ Ein Gebäude mit einer Mauer drumherum.“- „Wie fühlt es sich für Dich an?“ Friedlich, ich glaube, die Mädchen kommen gerne und sind froh, dass sie hier sein können.“- „Was meinst Du woran das liegen könnte?“ Diese Frage kann ich nicht beantworten, vielleicht weil sie sonst keine Möglichkeit haben? Oder weil sie keine Eltern haben? Ich weiss es nicht. Ich beginne mich traurig zu fühlen. Ach jeh, die armen Kinderchen. Ohne Eltern. „Die Bezugspersonen sind auch wie Eltern.“ höre ich Sai Baba sagen. Ich fühle sogleich, was er meint. WOW, so habe ich das aber auch noch nie gesehen! Ein ganz anderer Ansatzpunkt, es eröffnet Möglichkeiten!“Ja, so ist es stellt er gelassen fest. „In Dir sind Überlegungen für verschiedene Projekte. “ Oh, woher weiß er…? Lächeln. „und wenn man sich für etwas entschieden hat, wie zum Beispiel eines der Projekte, nämlich da, wo das Herz am meisten JA sagt muss man sich entscheiden und zwar FÜR das Projekt. Und dann geht man daran es einzufrieden“. Ich schaue da gerade diese mannshohe Mauer an. Obendrauf den Stacheldraht. Hm. Stacheldrahlt, igitt. Ich fühle das Eisen, die Kühle, die Stacheln, Dornen im Draht…ah je.  Ich fühle mich eingesperrt, festgehalten. Von Frieden keine Spur, ich bin im Stress. „Lenke Deine Aufmerksamkeit auf das Innen, wie fühlen sich die an, die innen sind?“ Ich gehe mit meiner Aufmerksamkeit weg von meinen eigenen Ressonanzfeldern und fühle – Frieden, sonst NICHTS, so sehr ich mich auch anstrenge. Ich sehe Mädchen in Einheitskleidern, die miteinander schwatzen, lachen, lernen und sich über alles Mögliche freuen.  „Wieso spüre ich nicht, ob sie sich eingesperrt fühlen, tun sie das denn gar nicht?“ frage ich erstaunt.  „Du fühlst es so, wie es ist. Sie fühlen sich beschützt, nicht eingesperrt. Eine Mauer grenzt nicht nur ab sondern auch etwas ein. Sie bietet Schutz für jene, die innen sind. Sie können dadurch, dass es diesen Schutzraum gibt Sicherheit spüren. Das außen bleibt draußen, das Innen kann SEIN. Nach einem Traumata kann man so wieder zu innerem Frieden finden.“ Also SO hatte ich das ja noch gar nie betrachtet! Boah !!! „Jeder, der ein Projekt Wirklichkeit werden lassen möchte möge dies beachten, dann wird es zum Segen und erfolgreich sein:

Zusammengefasst:

a.     -Begeisterung ist eine Gnade, die Türen öffnet, die Wege ebnet.

b.    – Wenn man fühlt, was man für diese Welt tun möchte, sich dafür entscheiden möge, bewusst EIN Projekt „an erste Stelle setzt“

c.      – Ihm dann einem Rahmen gibt, einen Schutzraum. Es einfriedet und dabei bedenkt (wie in diesem Mädchenheim) dass z.B. Mauern auch einen Schutzraum bieten können.

d.     – Nicht zu viel auf einmal machen. Prioritäten setzt, immer wieder. Denn lieber erst eine Sache gut machen, auf eines konzentrieren und es erst nach und nach erweitern, da es dann von innen heraus weiterwachsen kann „von innen nach außen“.

 

      Auf den Bäumen sind – Streifenhörnchen! Oh wie lustig die sind! Und schnell! Wir beobachten sie. Sie flitzen die Bäume hoch und runter. Sie stellen sich auf, wenn ein Rabenvogel im Geäst sitzt. Greifen diese sogar an. WOW, die trauen sich ja was, wenn man da an den Schnabel der Vögel denkt…? Wir stehen und beobachten. Dann wird es auf einen Schlag dunkel, als hätte jemand das Licht ausgemacht, was war das denn…? Und überhaupt: schon so spät…? Ich denke dabei so an 22 Uhr, es ist aber erst 19 Uhr. Wie, erst sieben und schon dunkel…? So geht der erste Tag geht zu Ende. So vieles ist bereits an diesem ersten Tag passiert, obwohl es von außen gar nicht mal so spekatulär aussieht: Ankommen, ins Hotel gehen, schlafen, ein bisschen spazieren gehen…

 

 

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