Karfreitagnachmittag. Am See von Lalbagh. Sai Baba verkündet seinen physichen Tod

Oberhalb des Parkes liegt er, der See von Lalbagh. Über ihn weht sanft, aber stetig eine frische kühle Brise, je näher man an den See kommt. Zuvor jedoch läuft man an einer atemberaubender Sumpflandschaft vorbei, aus der eine Hundertschaft an Fröschen quakt. Allerlei Wasservögel im teils schillernd buntem Federkleid fliegt über sie hinweg oder sitzt schläfrig und still an den beschatteten Schilfufern. Sattgrüne Seerosenblätter und violette Blüten wechseln mit zartrosafarbenen Blumen ab und in der Ferne stehen große alte Bäume, die im Wind hin und her tanzen. Es gibt eine weitere Felslandschaft aus beigefarbenem Gestein. Alles hier ist so wundervoll anschauen, dass ich einfach nur glücklich bin. Elored, im SEIN sich befinden. So schön. Während der kühle Wind über den See herüber weht sehe ich zu, wie er es schafft überall in den Gesichter der Menschen ein Lächeln zu zaubern während sie sich genussvoll dem Wind hingeben. Beschwingt tanzt er sich durch die bunten Saris und Tücher der Frauen. Auf einer Bank am See, unter einem rotblühenden Baum lässt sich das Schauspiel gut beobachten. Während ich beobachte denke ich an Dim-Hie-Trie´s Worterklärung, was im Wort beobachten steht: ACHTEN. Ich achte darauf, sehe so die Menschen. Die Frauen in den buten Saris fallen auf. Nicht nur, weil sie so wunderschöne Stoffe tragen, es ist viel mehr: Eine natürliche Schönheit geht von jeder Frau aus. Ihre schwarze Haarpracht, das meist bis zu den Hüften reicht ist fein säuberlich aus dem Gesicht gekämmt und mit Spangen, die jeweils zum Sari passen festgehalten. Weisse dufende Blüten tragen sie in ihrem Haar. Ihre Ohren sind mit goldenem Schmuck geschmückt. Um den Hals tragen sie eine goldene Kette und an den Armen goldene Armreife. Die Füsse zieren Fusskettchen. Ich weiss gar nicht, wo zuerst hinschauen. So schöne Frauen, und alle haben eine so schöne Ausstrahlung. Ein natürlicher Stolz, eine Würde, ohne jegliche Spur von Arroganz oder Überheblichkeit. Fasziniert und innerlich tief berührt schaue ich in ihre entspannten Gesichter, auf die feinen Linien ihrer Lachfältchen, in diese freundlichen Augen. Oh, ich kann Euch nur sagen: ist DAS schön !!! Die Mütter, meist noch recht jung, schauen alle mit wachem offenen Blick auf ihre Kinder. Sie schenken ihnen ihre Aufmerksamkeit, herzen und liebkosen sie. Diese Zärtlichkeiten scheinen ganz und gar selbstverständlich. Es passiert spontan und fühlt sich ungezwungen und frei an. Viele tragen ein Kind auf den Armen und halten ein weiteres an den Hand. Die Männer, allesamt westlich gekleidet sind beschnurrbart und schauen aufmerksam auf uns Westler, die da staunend auf der Parkbank sitzen. Auch hier werden wir freundlich angesprochen: von woher wir kommen, wie unser Name ist, wie uns Indien gefällt, wohin wir gehen wollen und bei jeder beantworteten Frage schenken sie uns ihr Lächeln. Ein Lächeln, das über das ganze Gesicht strahlt, wo die Augen mitlachen und Lichtfunken in ihre Augen zaubert. Und überall dieser blumige Duft, welcher von den Bäumen kommt, einfach herrlich:

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Mitten im See liegt still und verwunschen eine Insel. Schon von weitem sieht sie mit ihrem wundersamen Baumbestand übernatürlich, ja fast mystisch aus. Unwillkürlich denke ich beim Betrachten an Avalon. Avalon, die Insel zwischen den Welten, auf welcher man die Schwüre der Vergangenheit nochmals erleben und auflösen hätte können. Es ziehen Wolken auf. Ich denke an den Tag, als ich das Avalonspray gemacht hatte: An jenem Tag, es war an einem lauen Sommernachmittag, war es zuerst sehr heiss gewesen. Ich hatte einen Kolben zum Ansetzen der Mischung aufgestellt und gerade begonnen, die Apfelbäume vor meinem geistigen Auge zu sehen. In der Zeit zurückgereist war ich und sah sie dort auf der Insel blühen und gleichzeitig Früchte tragen. Das Avalonauraspray wollte so sein wie diese wundersame Stimmung der Insel: von Anbeginn des Erschaffens durch hohe lichte Wesen bis hin zu ihrem Abdriften in eine andere Dimension, die unerreichbar wird für die stählerne Welt. Wieder und wieder roch ich an der Mischung. Sie hatte schon vieles, was so war….aber es fehlte noch etwas! Nur was…? Hm. Ein Rätzel. Der Prozess ging stundenlang. Ich sah, suchte, rätzelte. Am Horizont bäumten sich derweil Gewitterwolken auf. Doch genau über unserem Haus war ein ca 100 m großer kreisrunder Fleck mit wolkenfreiem Himmel, die Sonne schien von dort genau in die Wolken hinein. Sie leuchteten orange. Riessige Wolken waren das, die sich da oben wie eine Burg auftürmten- ein Gewitter unvorstellbaren Ausmasses zog da auf! Die Stimmung war unbeschreiblich und passte genau zu einer der Seiten zu Zeiten Avalon´s . Doch immer noch fehlte in der Mischung etwas. Was, was? Mein Blick wanderte an jenem Nachmittag, als bereits die Blitze in den Wolken zuckten auf das Fläschchen Osmathos, das ich mal so „zufällig“ gekauft hatte. Ich mochte bis dato den betörenden Duft nicht, doch EIN Tropfen und die Mischung explodierte förmlich. In just diesem Moment läuteten die Glocken der kleinen Hofkapelle, wohl wegen dem Gewitter zur Warnung. Ich spürte, wie sich die Welten verbaden, fühlte, wie es einen Weg gab, wie die Weltentore ganz dünn wurden, wie sich die Nebel lichteten. An jenem Tag waren überall Überschwemmungen und vollgelaufene Keller, die Wehr war bis in die tiefe Nacht im Einsatz. Ein sehr eindrückliches Erlebniss und den Osmanthos wollte ich also gerne mal „live“ erleben und vorhin, auf dem Weg zum See fand ich ihn, so ganz zufällig am Boden liegend. Ich hielt ihn immer noch in Händen und roch immer wieder daran. Ich war sooo glücklich, als ich ihn fand, sah es als Zeichen, als ich ihn fand. Guido mochte den Geruch nicht und war die ganze Zeit über still, so wie ich auch. Doch wir sind uns einig: so gerne würden wir zur Insel gehen! Die Frage ist nur: wie da hinkommen? Es scheint unmöglich: Um den See ist ein mannshoher Zaun und Boote gibt es hier nicht. Doch beim Weiterlaufen sehen wir, dass es einen Weg dahin gibt! Die Insel ist über eine Landzunge über das Festland zu erreichen, wie schön! Beschwingt laufen wir dahin, während am Himmel immer mehr Wolken zusammenkommen. Und so sieht er aus, der Weg zur Insel:

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Doch dieser bleibt für uns beide unerreichbar, da der Zaun an dieser Stelle zwar ein Tor hat, welches jedoch durch ein Sicherheitsschloss versperrt ist.Nun, vieleicht ist die Insel einfach eine Brutstädte für Vögel…oder siesteht unter Naturschutz…wir laufen schweigend weiter um den See. Auf der gegenüberliegenden Seite schaue ich in den Himmel. Ein Schauspiel aus Wolkenformationen, die sich wie damals, als das Avalonspray entstand auftürmten. In der Mitte eines kreisrunden Wolkenturmes die Sonne, die auf den See scheint. Vögel kreisen am Himmel. Dann spüre ich den Wind. Keine laue Brise, eine Windböe. Ich spüre, wie er mich erreicht und ich Gänsehaut bekomme.Ichsehe Sai Baba im Himmel und erschrecke über diese Symbolik. Ich weiß, so sicher wie das Amen in der Kirche, was das bedeutet: Er wird sterben. Ich erstarre. Wie Lots Salzsäule stehe ich da. Habe ich zuviel gesehen? Das ist hoffendlich nur Einblidung! Ich möchte doch noch zu Sai Baba! Ich möchte in seine Augen sehen, ihn berühren, ihn fühlen, ihm nah sein, zu seinem Haus am See mitgehen, ja ich werde sogar mich outen dafür, wenn es sein muss, denn JAJAJA ich mag wirklich von ihm lernen, auch wie man die Darshan`s gibt und daher doch im Ashram weilen….ahhhhhhhhhhh…….ich bete, dass ich mich getäuscht habe. BITTE BITTE BITTE . Sai Baba schaut mich an. Er steht immer noch da oben im Himmel. Dann reicht er mir seine Hand. Erstaunt nehme ich sie an und komme so „in den Himmel“ während ich immer noch wie angewurzelt da unten stehe. Ich drehe mich um und sehe mich da unten stehen, mit weit aufgerissenen Augen. Doch dann drehe ich mich wieder um, zu Sai Baba. Er sagt, dass er sich nun entschlossen hat zu gehen und dass es ein vorzeitiges Gehen ist. Er sagt, dass er mir sein Licht schenken möchte. Ich könne es annehmen und dadurch weiterleben. Ich möge mich daher mit ihm verbinden, was bedeutet, ich möge mich daher entscheiden. Ich möge aber wissen, dass es bald sein wird, sehr bald. Dann lächelt er und sagt, wie sehr er die Menschen liebt, das Land, die Erde, alles. Er sagt etwas, das für mich ist und was mich zu Tränen rührt. Ich weine, weine, weine….. und spüre dadurch MICH als da unten stehender Mensch. Ich stehe da, mit zitternden Beinen, spüre Schmerzen im Oberbauch und in den Nieren, ich spüre: ich bin nun verbunden, mit Sai Baba.

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