vom Drogenwesen und der Fahrt von Bangalore nach Mysore

Auf einer Zugfahrt kann man viel entdecken. Viel vom Land sehen. Zuerst einmal sehen wir Schilder wo draufsteht „Hier ist spucken verboten“. Kaum gelesen kommt ein Mann und spuckt drauf. Nun, vieleicht kann er nicht lesen. Die Spucke ist rot. Es ist jedoch kein Blut, es ist, ach jetzt habe ich den Namen vergessen, eine Art Droge. Puh. Drogen. Ja, die Drogen, die gibt´s hier auch. Ich schaue genauer hin. Der Mann ist besetzt. Das Wesen, welches durch ihn greift grinst mich durch seine Augen an. Seine Augen sind gelb. Hm, also doch krank. Der Mann, welcher er besetzt riecht darum auch so stark nach Schweiss. Sein Körper scheidet aus. Ach, ich wünschte, ich würde nicht so viel sehen. Und wenn ich grad´dabei bin: ich wünschte, meine Nase wäre auch nicht so ein feingetjuntes sensibles Wesen. Dann würde ich vieleicht auch einfach sagen “ oh schön hier in Indien.“ Aber nein, meine von allen so heiß begehrten Fähigkeiten nerven mich. Es ist nämlich überhaupt nicht schön, all das sehen zu können und dabei gar nichts ändern zu können. Menschen, die von Drogenwesen benutzt werden fühlen sich erhoben und glauben in eine Wirklichkeit zu sehen, die im Grunde nur die Ebene des jeweiligen Wesenhaften ist, dessen Einblick er eben gerade nur hat. Manche laufen wie Zombies durch die Gegend. Ich kann es sehen und riechen, in welchen Welten jemand unterwegs sind. Ich kann die Wesenhaften sehen, wie sie die Menschen benutzen und welche Energien dahinter noch sind. Die Menschen in einem gewissen Stadium merken nicht mehr, wie sie dabei riechen, weil sie das alles ja ausscheiden müssen. Und ich kann alles riechen. In wie weit jemand in welchen Welten hängt. Festhängt. Ich wünschte, es würde endlich mal aufhören, das alles sehen und riechen zu können, aber es hört wohl einfach nicht auf.  So viele Wesenheiten leben auf der Erde, so viele Welten durchdringen sie mit ihrem Griff. Es ist so verlockend, in ihre Welten einzutauchen….und doch ist es nur eine Ebene. Und jede riecht. Und wer etwas konsumiert hat riecht ebenfalls und dünstet aus. Der Mann riecht extrem. „Wie kann man das alles NICHT riechen?“ fragte ich mich schon immer. Als Kind fragte ich: “ Kannst Du das denn gar nicht riechen?“ Die Antwort war immer die gleiche: „Was?“ Nun HIER, in Indien, also DA kann es jeder riechen. Also hier kann es doch wirklich JEDER. Es sind so viele extreme Gerüche. Es riecht so unglaublich extrem nach allem! Man kann hier alles alleinig am Duft erkennen! Es ist so leicht. Bei all den Ausdünstungen, der Odem, der Schweiss, gemischt mit Blumenduft, dann die extremen Abgase und Ausdünstungen der Chemie! Diesel, Verwesung und Fäkalien…. Guido geht fürsorglich und vorausschauend Kekse kaufen. „Für später“ Schön, aber ich kann nicht ans Essen denken, mir ist schlecht.

Der Zug fährt ein. Wir hieven unsere schweren Rucksäcke und Taschen ins Waggon. Die Lok schnaubt beim Anfahren. Dieselschwaden reizen die Lunge und verschleiern den Blick nach draussen. Dass Bangalore ein riesiger Gürtel aus Wellblechhütten hat, wo die Ärmsten der Armen wohnen wird spätestens nun ersichtlich.

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Ich laufe durch das Abteil und bin erstaunt, dass es keine Zugtüren gibt. Auch keine Türen an den Waggons. Eine Schar junger Leute sitzt lachend vor der Tür, wo keine ist. Es riecht nach Canabis und der dazupassende Joint geht um. Ich halte die Luft an und gehe an ihnen vorbei auf die Toilette. Gott, ist mit schlecht. Schon von Tabacgeruch muss ich fast brechen. Als ich rauskomme sehe ich, dass der junge Mann mit den Rastalocken seine nackten Füsse nach draussen baumeln lässt. Fast berühren seine Füsse die Gleise. Ach herrjeh, ich schaue mir das an. Krass. Merkt er nicht? Nein, er ist in einem anderen Level unterwegs. Das Canabiswesen. Aha. Mein Schauen wird fehlinterprettiert und man bietet mir lächelnd den Jonit an. „Ob ich auch mal ziehen mag?“ Nein. Mag ich nicht. „Ob ich aus Europa komme?“ Ja. „welches Land?“ Deutschland. Man wechselt ins deutsche. Und schwärmt vom Land. Ein Paradies, überall gäbt es Peace. Ah, man man meint wohl Canabis. „Alleine unterwegs?“ Nein. „Mit Deinem Freund?“. Ja, aber nicht im herkömmlichen Sinne, nein, nicht so wie sie es meinen. Ich kann nicht sprechen und das hier einatmen. Daher wünsche ich allen eine gute REISE und gehe weiter. Ich bin froh, als nach einer halben Stunde Landschaft vorbeizieht. So weit und so grün…ich versinke in der Landschaft…..

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Endlich grün-grün-grün. Grün bedeutet LEBEN-Hoffnung….

Wir fahren an wundervollen Orten vorbei. Monumente, Tempel aus Stein. keine aus Menschenhand, von der Natur geformt. Es ist so wunderschön, dass ich nicht mal den Foto zu handhaben vermag. Es ist ein mystischer Moment, in diese Welt einzutauchen. Jahrtausende ziehen vorbei. Sonne, die auf und niedergeht, tausende von Male zieht sie ihre Bahn am Himmel. Rot am Morgen, hell am Mittag, golden am Abend. Millionen glitzernder Sterne in der Nacht. Dies alles zu spüren, so tief eingetaucht zu sein und dann-schon wieder vorbei. Am liebsten wäre ich aus dem Zug gesprungen um für eine Weile ganz an diesem Ort sein zu können. Es hat sich millionenalt angefühlt. Ich kann nicht fassen, dass ich es nicht fotografieren konnte. Nun vieleicht wollte es auch einfach nicht auf ein Bild.

Ich mag schlafen, mein Kopf zerspringt. Blase mein Kissen auf. Hm, total ungemütlich. Guido leiht mir das Kissen von seiner Mama. Ich soll aber ja vorsichtig damit sein ! Ganz vorsichtig lege ich es daher unter meinen Kopf und bin auch bald eingeschlafen. Die Welt zieht vorbei. Wir fahren Zug. Ich bin zurück an dem Ort. Der Felsen spricht. Er spricht von der Zeit. Wie wenig Zeit ein Mensch im Gegensatz zu einem Mineral hat um Bewusstsein zu entwickeln. Doch dass ja jeder Mensch auch die Mineralebenen in sich trägt. Wie tröstlich….ach, was für ein liebes Wesen. Ich lege mich in seinen Schoss und höre ihm zu. Spüre die Wärme der Sonne in ihm. Ich vertraue ihn….ich entspanne mich…und spüre: ich liebe, liebe, liebe  ihn. Daher schlafe ich noch tiefer ein. Ich träume, dass wir nach Mysore kommen. Durga Energie weht weit voraus. Büffelfrau. Sie durchströmt mich. Guido und ich laufen eine Strasse entlang. Menschen schauen, sprechen  uns an….und wir sehen die Sonne durch die Palastfenster untergehen…und stehen bei Elefanten. Ihre Augen sind soooo alt. Die Elefantenhaut, wie spürt sie sich an? oh… Haut….Haare – doch jemand hat Elefantenohren und Haare am Ohr. Ein Euro. Hupen-Stimmen. Durcheinander. Jemand schliesst uns ein. Erzengel Mi´Chael ist in mir. Ich habe Durchfall und gleite hinein in die Schattenwelt. Doch ein Vogel singt….. Mantragesänge und „Götter“ sprechen… Feuer. Es lodert im Dunkel. Die Unterwelt. Jemand kommt und rettet mich. Bevor ich ihn erkennen kann wache ich auf. Schweissgebadet. Mein Kopf fühlt sich an, als hätte ich eine Woche nicht geschlafen. „Einen Keks?“ Dem Kissen ist die Luft ausgegangen. Wie peinlich! „Schon gut.“ Sind wir da? „Nein. Seid einer halben Stunde stehen wir schon hier. Mitten in der Landschaft. An genau diesem Platz. Was bedeutet dieses Zeichen?“

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Mein erster Gedanke: Ein Runenzeichen. …. Runemal….

Das Wort Rune kommt vom gotischen Wort Runa, was wörtlich übersetzt „das Geheimnis“ bedeutet, der eigentliche Sinn aber lautetet: „ersehe das Unsichtbare“. Das traditionelle Deuten wurde Runemal genannt. Die meisten Runenmeister waren einst Frauen gewesen.

So lehre ich meine Schüler. „Und? Was für eine ist das?“ Nun, es ist ja ein T. Aber dennoch kommt mir Teiwaz in den Sinn…:

Teiwaz

ist Isa vereint mit Kenaz. Kenaz, das sich über Isa ergießt. Es ist dies der Lohn, das Erbe, die Frucht von Isa, es ist der erwachte Geist in Bewegung, der Krieger, der bereit ist, mit allem was da lebt und existiert in Konfrontation und Verbindung zu treten. Teiwaz ist von jeher immer eine Rune für den Kampf gewesen, das vor einem Kampf auf die Wangen gemalt wurde, sie sollte dem Gegenüber symbolisieren, dass derjenige, der sie trägt, über Angst oder Furcht erhaben ist, dass er bereit ist, es mit allem, was da kommt und sich bietet, es auf jeden Fall aufzunehmen. Selbst mit dem stärksten aller Krieger ist er bereit zu kämpfen und auch mit Uruz, der männlichen Kraft, in Verbindung zu treten.

Nun denn….

 

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