Etwas über Grenzen, Raum und dem „lieb sein“

Guido schlägt vor, dass wir in einer absehbaren Zeit- das sich so wie ich ihn kenne in einem Radius von eineinhalb Stunde beläuft- unsere Sachen einräumen und wir nun daher aufteilen, wo wir was plazieren. Klar, ist gut, machen wir. Ich schaue mich um. Wirklich gigantisch das Schrankvolumen. Viel Platz, um alles unterzubekommen. Hier, da und dort sind Schrank und Schubladen. Wir werden alles locker unterbekommen. Guido mag wissen, welche Seite vom Schrank ich nutzen mag wenn er den, den er mag nimmt…. Äh,hm…? Er sagt, wo er denkt dass der Platz für die Schuhe ist und wo er den Sack für die Altwäsche plazieren wird und wo die Bücher hingehören und wo….. uff ja, ich hatte schon wieder vergessen, wie wichtig das mit dem Platz für ihn ist, wie enorm wichtig es für ihn ist, es vorab zu klären, es abzusprechen, wer was wo hinstellt. Er nimmt es da auch sehr genau mit dem Platz, mit dem Hinstellen und auch, wo da welche Grenzen verlaufen. Es geht also jetzt darum, wer welchen Platz einnehmen darf, wer was wo genau hinstellen darf…ok, aber ich merke, wie mich das stresst. Es ist mir überhaupt nicht wichtig, wer was wo hinstellt, wo man halt denkt, dass es passt….ist ja so viel Platz da! Mach einfach! Es ist ihm wichtig, ist doch ok darüber zu sprechen. Ja passt, nimm was Du magst! Darum gänge es nicht. Ja um was dann…? Um das Einhalten und um das Rumfahren meiner Sachen. Ah. – Äh. – Wie…? Ich denke daran, wie ich mich bereits bis zum geht-nicht-mehr zurückgezogen habe, wie sorgfältig ich darauf achte, dass ich stets alles wegräume und wie oberkorrekt ich auch darauf achte, diese Absprachen einzuhalten….Nein, nicht wieder einsteigen. Wenn ihm das wichtig ist, einfach sagen, welchen Platz er haben mag und ich nehme „mein“ Plätzchen und gut ist. Doch es geht auch um das Einhalten der Grenzen. Ja, ich tue doch wirklich mein Bestes. Was fährt denn rum von mir? Dies, das jenes hat da und dort genau schon rumgegelegen. Man muss mir die Sachen sogar nachtragen, den Part würde zu Hause -wie ich auch schon sagte- der Andreij übernehmen. Äh ja, aber das ist doch hier gar nicht so, ich achte darauf dass nichts rumfährt…ich verstehe nicht…? Uff. Ich will mich beschwichtigen mit „ach, das sind nur Welten, die aufeinander prallen“. Ich mag jetzt auch gar nicht einsteigen, ich verstehe ihn doch total und mag es achten, dass es ihm wichtig ist. Warum kommt das jetzt so zur Sprache? Ich verstehe es gar nicht denn es fährt nix rum. Das Vergangene, dass „da dort mal das genau“ rumgefahren hat, nun ja, ich kann es nicht ändern, nur „besser“ machen und das mache ich doch…. nicht einsteigen-Verständniss haben. Habe ich keines? Doch. Jeder handelt und reagiert nach seinen Erfahrungen und Grundsätzen-das hier ist wie ein aufgebrochenes Siegel, man kann was lernen.

Ich spüre hinein, wie ein jeder bis dato sein Leben erlebt hat und darum handelt, wie man eben handelt. Eine Partie von uns hat das meiste an Jahren mit einer Person, mit Mutter, zusammengewohnt und war an Wochenende und Ferien bei Papa, der denkt, alles besser zu wissen und Ansprüche stellte, ich sehe ihn als Kind in seiner Kindheit, ich sehe ihn als Jugendlicher in seiner Jugend….hach jeh….mein Herz fließt sooooo über…. ich habe volles Verständniss……ich sehe all die Macken..he, ist doch alles ok, und ich bin dennoch nicht die „Chaotin“, so wie er mich da hinstellen mag… ich passe sehr wohl auf, dass nichts herumfährt! Ja, ich bin sicher „chaotisch“, was meinen Lebensweg angeht, mit 17 annähernd ausgezogen und seither am tingeln, erst zwischen der WG in Darmstadt und dem Mummelsee sowie bei Oma, die ich seid Kind in ihrer Krankheit unterstützt und bis zum Tod gepflegt hatte. Ja, ich hatte 5 Jahre mit einen Mann zusammengelebt, der leider nur am trinken und am kiffen war… -nun, kann man ja machen, aber er kam sehr seltsam drauf…. man kann aber nicht gesund leben wollen und mit solchen Energien denken zurecht kommen zu können…. ein Kind dabei aufziehen, eine Oma pflegen….ich sehe mich zwischen den Stühlen hängen, unserer Kind in dieser Energie, der ständigen Heavy Metalmusik ausgesetzt…ich sehe all die rumliegenden Bierflaschen und all die lallenden angetrunkenen „Freunde“ von ihm, die Wunder was glaubten wer sie waren und tun… ich rieche das Rauchen in der Wohnung….so ecklig, das hätte er mal alles stämmen sollen, das wäre mal was gewesen – hallo nicht einsteigen….von wegen meine Sachen lägen herum, he hallo, das ist GAR nichts. Er hat echt keine Ahnung…Unmut, Groll steigt in mir auf. Ich bleibe aber bei mir, hat ja Sinn, dass ich da was spüre…Ja, sagt das Herz und spüre weiter hin. Ich sehe mir dabei zu, wie ich all die Sachen aufräumte, wie ich glaubte „das wird schon“, wie ich das Erbrochene wegputzte, wie ich liebevoll zuhörte und sie um Einsicht bat, wie ich gesund kochte in einer verrauchten Wohnung. Ich sehe, wie ich alles hübsch machte, wie ich gute Energie versprühte und wie darüber gelacht wurde. Es hat nichts geholfen….er konnte einfach nicht ablassen, weder vom trinken, noch vom rauchen, geschweige also von den Wesenheiten, noch von der ungesunden Ernährung und obwohl ich dann nochmals schwanger wurde…. dabei hies es ja, ich könne keine Kinder bekommen….hallo ich komme ja doch voll vom Thema ab….nein, sagt das Herz, ist genau richtig so. Ich sehe mir weiter zu, wie ich mit dem Feenstab in der Hand Leuchtglitzerpunkte machte, wie ich die Wohnung aufräumte, die Oma pflegte, die Windeln wechselte, die Wohnung mit Sabei räucherte und wie ich die Wesenheiten wieder und wieder liebevoll aus der Wohnung geleitete, wie ich den Garten machte… und ich sehe, wie er die Wesenheiten wieder und wieder mitbrachte… wie ich ihn und seine „Freunde“ allesamt zu bedienen hatte….ich sehe mich neu verlieben, heiraten- ohne dass meine Eltern unserer Heirat beiwohnen- aber dafür meine Freudin Kathrin, Ralph und seine Frau- ich sehe die Überschwemmung am Tag der Hochzeit, die 50 qm Ferienwohnung….den Umzug in den Wald und wie ich daran glaube, dass nun „alles gut wird“…. ich sehe die lustigen gackernden Hühner, all die Katzen, den Hund, Maries Garten….

Während Guido seinen Schrank einräumt und ich geplättet auf dem Bett sitze werde ich wohl daran erinnert, dass in mir was noch nicht ganz ausgeheilt ist, denn ich bin mittlerweile ungeheuer traurig. Einfacher wäre es ja gewesen eingeschnappt zu sein wegen den falschen Anschuldigungen. Einfacher wäre es gewesen, mich über das „penible  Verhalten“ lustig zu machen, aber das geht nicht, denn ich habe vollen Einblick in ihn und daher ja die Erklärung, warum er so ist. Es geht auch gar nicht darum, sondern was es mit mir macht. Ehrlich gesagt ist mir ganz schwer im Herz. Was ist es denn, das mich so traurig macht, ist doch nur eine Sache der Absprache hier! Nee, stimmt nicht. Weiss ich ja….Ist es das „Regeln aufstellen und sich penibel dran halten müssen“?  Das Wort „penibel“ hatte ich doch sogar betont, leicht abfällig. Ach nein, das wäre doch nur ein Stellvertreterkonflikt. Tja, stimmt. Was ist es also nur? Der Schmerz wird fast unerträglich. Ah ja, nah dran also. Sag´s mir Herz, ich mag es heilen, gerne zeige mir den Weg, Du kennst ihn…

Also weiter zeigt es mir das Leben mit meinen Kindern….oh, so klein waren sie mal….in mir wird es weit….mein Herz zeigt mir, wie es ist, wenn sie groß und selbstständig werden. Auch schön….man kann super mit ihnen reden…ach ich mag sie so…was in der Naturwesensprache heisst: ich liebe sie….und erst sind sie nah bei einem, man ist zu Hause, dann gehen sie in den Kindergarten, in die Grundschule, in die weiterführende Schule….ich sehe mein „Waldorfmamasein“ und was das bedeutet, eine Waldorfmama zu sein. Ich denke an die Verantwortung in der „Erziehung“, an die vielen Gedanken und Leistungen, die man erbringt, an die Arbeit, einen Kindergarten aufzubauen…uih….dann die Waldorfschule gemeinsam kaufen….boah, so viel Leistung, so wichtig, dass man sich „einig“ wird….Regeln, Grenzen…mein Herz ist soooo weit, ach war das anstrengend, aber schön….naja, nicht ganz, mein Mann fand es nicht gut, hat „nicht mitgezogen“ Ja, aber auch das verstehe ich. Ich habe es mir aber anderst gewünscht- mein Herz tut weh….aber das kann ich doch nicht erwarten-es sah aber danach aus, als könnte ich mir Hoffnung machen, sie waren begründet- ja? Wirklich? Nein, ich darf nichts erwarten. Habe ich doch gar nicht. Wirklich? Es „sind ja meine Kinder“, die Schwiegermama sagte es auch immer…was tut das denn jetzt zur Sache, he, falsches Thema Herz! Nein, genau richtig sagt es. Ich sehe mich die tausend Kindertränen, die ich in meinem Leben schon getrocknet habe trocknen, sehe die Sorgen wegstreicheln, alles gut, ich bin ja dadadadadada….ich spüre meine aufbauenden Worte und wie ich sie überall verteidigt habe. Ich sehe das immer und überall „alleine hinstehen müssen“ und den stillen Vorwurf „es sind ja auch „meine Kinder“ „… ich sehe mich am arbeiten, Kräuter sammeln, filzen, färben, auf den Kunsthandwerkermarkt gehen, mit dem eigenen Geld Kurse und Fortbildung besuchen, höre auch den Vorwurf der Schwiegermutter, dass ich das Geld für mich verwenden und er für die Kinder einkaufen müsse, ich sehe mich noch mehr arbeiten, damit man sieht, dass das gar nicht stimmt. Ich sehe, wie sie sagt, dass ich den Kindern teuere Felljacken kaufen würde und er dafür mehr…vis ich merke, was auch ihr Problem ist und ich einfach nicht alles für ernst nehmen muss….ich sehe mich Salben kochen, Kräuterteechen mit Honig machen und immer Zeit haben wollen für Kinder und Tiere, die in dem Arm genommen werden wollen…. hach ja….mir war dann ehrlich gesagt schon als mal egal, wie „unordendlich“ es in diesen Momenten sicherlich war…. doch Hauptsache die Kinder dürfen IMMER auf den Schoss…. was hat die Schwiegermutter da geschimpft….sogar „Glucke“ hat sie mich genannt. Haha, Glucke, wie lustig, ich war doch keine Glucke… Ich war echt erstaunt über diesen Ausdruck und sehe das Gesicht dabei so plastisch vor mir wie es wäre es gerade erst gewesen und denke dabei an die glücklich lachenden und von innen heraus strahlenden Kinderaugen, an die vielen Spiele und „Bäumchen schüttel dich“…ich  sehe ihre gesunden rosigen Wangen, denke an ihre fein gebürsteten Haare und wie lieblich es an ihrem Haaransatz gerochen hat…ich sehe mich summend Kleidchen nähen während im Ofen das Holz knackt und knistert… spüre wie warm es in der Stube war, während draussen die Stürme tobten. Ich sehe mich Löcher zum ixten Male stopfen, weil es doch die heissgeliebten Lieblingskleider der Kinder waren….denke an das stehte Beeren pflücken im Herbst und an das Einkochen. Ich erinnere mich, wie Cathrine voller Energie die Tür reinstobte und wie sie mir jedes Mal Blumen mitbrachte, von JEDEM Erkundungsgang und wie wir Vasen aussuchten für sie, weil sie ja Durst haben die Blumen…. ich rieche den Geruch frischer Luft in ihrer Kleidung …erinnere mich ans stillen, an das mit den Kindern kuscheln und schmusen….. hach ja, so war das mal….doch war es bei mir jemals unordentlich? Also nein, das kann ich nicht behaupten, im Gegenteil, der größte Teil des Tages bestand doch im Ordnen und Aufräumen….es war einfach heimelig und gemütlich….. Doch das ist bekanntlich Ansichtssache, es kommt auch immer drauf an, so auf den Zeitpunkt…. mit vielen Kindern in der Küche backen, kochen, nun ja, da kann es schon mal aussehen, doch ist ja egal, zusammen was machen ist sooo schön und nach getanem Werk essen, also einfach nur schön! Dann mit ihnen aufräumen macht doch einfach nur ultraviel Spass…. auch wenn es nicht so „ordentlich“ wie bei Schwiegermutter war, zugegebenermassen. Mein Mann war das von Haus aus also so gewöhnt, darum war es ihm wohl auch „ein Dorn im Auge“ was mich wie ich zugeben muss schon sehr traurig gemacht hat. Als er dann ganz zu Hause war musste alles umstrukuriert werden. Das Sterile war mir und den Kindern ungewohnt. Weniger Freude war da, weniger Lachen, bis irgendwann gar keines mehr da war, nur noch Ansprachen dem Rückzug in die Zimmer folgte. Schleichen durch den Flur, hach jeh, dabei war das tagsüber so schön mit den Kindern….daran denke ich, während mein Herz nun blutet. Auf einem Kunsthandwerkermarkt entdeckte ich eines Tages ein Schild: „Dies Haus ist ausreichend sauber um gesund zu sein und schmuzig genug um glücklich zu sein.“ Es erschien mir als Rettungsanker. Das habe ich gekauft und zu Hause aufgehängt. Doch ich lief gegen eine Wand, bis ich aufgab. Nun ja, immerhin hatte ich mal eine glückliche Zeit, so mit den Kindern. Ist DAS nicht die Hauptsache? Ja, das waren schöne Jahre.  Ich fühle meine Verletztheit, das bluten. Ich fühle mich unwohl und nehme mir  jedenfalls vor, hier „nichts herumfahren zu lassen“. Ja, so macht man das. Man ist „lieb“ und ordnet sich unter. Uih, Habe ich mich untergeordet? Ja, Tendenz: Sian, mach Dich unsichtbar. Ach herrjeh. Stimmt. besser nicht auffallen.  Oh mein Gott, ich sehne mich nach dem Ashram. Ich war nach Indien gefahren um bei Sai Baba zu sein. Um im Ashram zu sein. Warum muss ich mir das hier anschauen? Nun, weil es eben dazugehört. Ich will ja heilen. Und HEILUNG geschieht immer in einem selbst. Es geschieht dann, wenn man sich anschaut und das ausheilt, was gerade ansteht. Nichts mehr und nichts weiter.

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