Irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, wo man es jemandem ansieht, dass er krank ist

Mein Herz rast, Schweißausbruch zuerst an den Händen, Zittern, Panik. Ich fühle mich schlecht. Auch das Gehen fällt mir zunehmend schwerer. Es zieht mir im Rücken, beim Laufen fühle ich die Beine nicht mehr. Ich habe am Morgen tatsächlich alle Medikamente weggeworfen, in Mysore. In den Mülleimer. Ich fand´ das sogar schlau. Frei nach dem Motto: Das brauche ich nicht mehr. Ich habe schließlich das Programm geändert und als Beweis, dass ich es damit ernst meine auch erst mal alles weggeworfen. Denn ich glaube schließlich an meine Heilung und dachte, mit dieser Handlung meine Absicht zu untermauern. Und in einer Form könnte man, also zumindest zynisch gesehen, schließlich auch „Suchtmittel“ zu ihnen sagen, denn der Körper macht sich von ihnen abhängig.

Aber wie das so ist mit den Mitteln, auf die der Körper eingestellt ist: Lässt man sie auf einen Schlag weg bewirken sie erst einmal einen Abfall im Körper. Und auf diesen scheine ich geradewegs zuzusteuern. Für die Nerven und die Krämpfe sollte ich wohl doch die gewohnte Dosis zumindest an Magnesium zu mir nehmen und so steuern wir eine Apotheke und einen Laden nach dem anderen an. In keiner ist diese Dosis zu bekommen. Tja, das hätte ich mir wohl doch lieber vorher überlegen sollen….

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Mittlerweile habe ich leider auch das ungute Gefühl, gleich ausfallend zu werden. Und das habe ich auf keinen Fall vor. Es reicht mir auch mit diesen „himmelhochjauchzend-zu Tode betrübten“ schnell wechselnden Gemütsschwankungen. Mein Herz scheint das auch so zu sehen, nein es ist einfach nur – wohl wegen dem Insulin- auf 780. Um zumindest jetzt nicht mitten auf der Strasse in eine Art Unterzuckerung zu fallen gehe ich lieber doch mit schwankendem Schritt etwas Schokolade kaufen. Es gibt alles, hellbraune mit kandierten Kirschen, weisse mit Rosinen, wahlweise mit Haselnuss oder Kokos, die Auswahl ist riessig…

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Es ist so seltsam, denke ich bei mir, während ich das Erlebte in Indien nun hier aufschreibe, ich wirkte auf andere nicht etwa todkrank, fühlte mich ja auch nicht so,  fand´  mich sogar topfit, hatte einen Bärenhunger, regelrechte Heißhungeratacken, was mir aber gar nicht gut bekam, ich hatte Verdauungsprobleme und oftmals einen so harten Bauch, er erschein mir wie ein Brett. Ich legte mich auch mit jedem, mit jeder, egal mit welchem Thema und Motto mit 400 % ins Zeug. Unbeschreiblich, was ich alles auf die Beine stellte… ich arbeitete tage- und nächtelang durch, lief nachts -angenervt vom nicht schlafen können- mit Flora, unserer Borderhündin den steilen Berg hinter unserem Haus hoch. Doch immer war mir nicht gut, mir war stets eiskalt. Oftmals hatte ich daher so heiß geduscht, dass die Luft im Bad regelrecht gekocht hat. Oft schnellte mein Puls in überdimesionierte Höhen und ich bekam – aus heiterem Himmel so wie mir schien- wahnsinnige Kratz- Attacken. Auch regte ich mich tierisch auf, über Kleinigkeiten. Voll nervig. Und manchmal sackte ich sogar einfach weg. Wenn ich dann wieder zu mir kam wußte ich nicht mal mehr, was eigendlich geschehen war. Und die Haare fielen mir aus.. also das fand ich ja am schlimmsten…heute, wo ich diese Zeilen schreibe geht´s ja wieder, sie sind auch am Ansatz schön nachgewachsen, aber damals…oh jeh, ich fühlte mich so hässlich, war ich auch, aufgedunsen, wohl wegen dem Cortison und wenn ich mir im Spiegel in die Augen schaute sahen sie zwar-Gott sei Dank- auf den ersten Blick ganz „normal“ aus doch wenn ich die unteren Lieder wegschob war da alles gelb, so wie meine Zähne, die nach dem gelb werden dann später statt gelb sogar durchsichtig wurden. Jeder Luftzug verursachte mir Schmerzen an den Zähnen. Uah, so krass, die Sache in und mit einem Körper so bewusst (er)leben….

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Mittlerweile kann man es mir ansehen, dass ich krank bin. Die Menschen in den Lädchen schauen mich seltsam an und eine der Frauen vom nächsten Lädchen, an dem wir vorbeigehen wirkt sogar ganz erschrocken als sie mich sieht und hält sich sogar die Hand vor den Mund. Na toll!

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