Heilen als BeRUF

Dim-Hie-Trie ist an jenem Abend wieder mit gegangen, nachdem er und Bea mir all „ihre“ Plätze gezeigt hatten. Den Platz, wo es zuerst warm wird am Lehmofen, die Lehmkuhle, wo der Dim-Hie so gerne saß. Den besonderen Platz oben im Weinberg, wo man so schön über ganz Bahlingen schauen konnte. Dann jenen Platz, wo die Fledermäuse ihre Anflugschneise erhielten. Nicht zu vergessen die wunderschön mit Steinen gemauerte runde „Ecke“ im Hof. Beeindruckend. SEHR beeindruckend das Ganze. Also so ALLES, so im Gesamtpaket meine ich. Bei einem köstlichen Tee erfuhr ich über den Nachbarn, über den Ort und freute mich aus ganzem Herzen, diese schreckliche Engstirnigkeit und Stacheligkeit überwunden zu haben, so dass ich wieder weich, offen und freudvoll sein konnte.

Ja, so genau war das damals…..verträumt schaue ich auf den Baum mit den weiten ausladenen Ästen, unter dessen wir ja diesen hin und her hüpfenden Vogel gesehen hatten, aus dem wir jedoch nicht wirklich schlau geworden waren. Nun stehe ich hier oben und kann von oben auf den Baum schauen denn mittlerweile wohnen wir hier. Mittlerweile hatte es auch wieder aufgehört zu regnen. Besser gesagt: Kaum hatten wir triefnass das Hotel betreten hatte es aufgehört zu regnen. Tja, einfach so. Als hätte jemand da oben den Wasserhahn zugedreht.

Hm. Internetcafe, DAS war doch sicher von dem Vogel gemeint? Immerhin hatte er auf das Internetcafe geschaut. Das aber gar keines war. Nun, aber symbolisch. Unten an der Rezeption hatten wir also bereits den, so wie uns versichert wurde, „PC für den Hotelgast zur freien Nutzung“ angefragt. Er war abgedeckt und ausgeschalten gewesen. Wir erhofften uns, dort weitere Hinweise über seinen Verbleib zu finden und wollten bei der Gelegenheit schauen, ob wir das Hotel verwechselt hatten, weil ihm ja nun auch von Mysore bekannt war, dass wir ein bestimmtes Hotel suchten, vieleicht war er ja genau DA. Doch bisher wurden wir nur vertröstet. Der „PC für den Hotelgast zur freien Nutzung“  bräuchte eine Wartung. Der Wartungsmann wäre aber bereits bestellt. Heute Abend sei er also bertiebsbereit und angeschlossen. Sure. Also ganz sure. Das sure mit einem ängstlichen Ausdruck und einer üblich zerfledderten Aura. Hm, also ob DAS wohl stimmt, ich spüre berechtigte Zweifel und spüre daher lieber innerlich hinein. Wo „sehe“ ich ihn? Hm…die Umgebung ist – verry britisch. Wie „riecht“ es? Nach Essen. Nach guter Küche. Er wartet aufs Essen? Ja, so sieht es aus. Er sitzt ordendlichst gekämmt, mit ANZUG und Porzellanteetässchen in Hand, Fingernägel geweisst auf einem mit Stoff bezogenem Sessel in einem Raum mit oldenglischem Mobiliar. Hinter ihm und vor ihm auf einem Tischchen stehen orange Blumen in einer Vase. Er schaut auf einen Kamin-oh mit brennenden HOLZ-scheiten und obendrüber, man glaubt es kaum, einem Jesusbild. Hm. Was DAS alles wohl zu bedeuten hat? Ein Kamin, na DAS kann ja wohl nicht hier wo sein. Kann ich mir nicht vorstellen und sofort fällt das ganze Bild in sich zusammen. Mist, das war´s. Ende der Schau.

Ich mag gerne nach unten gehen, in den Salon, in den Speisesaal, vieleicht ist er dort unten und wartet auf uns zum dinnieren? Doch unten ist er nicht. Mindestens 4 Ober, mit Anzug und weißem Hemd. Die Tische sind aufs Feinste gedeckt. Es schaut sehr stilvoll, edel, gemütlich und einladend aus. Wir beraten uns und beschließen, nochmal raus zu gehen, mal schauen, was es noch so alles gibt. Man kann ja auch morgen Abend hier dinnieren. Wunderbar! Gesagt getan. Wir laufen auf die Eingangstüre zu, innerlich schon im Geiste wie gewohnt die Türe öffnend. Doch nein,  sogleich kommt der Page herbei und öffnet uns die Tür. Lächelnd wünscht er einen schönen Abend. Nun kann ich diese Spielfilme verstehen. Diese englischen, britischen Spielfilme. Ich habe den Eindruck gerade mitten drinn gewesen zu sein. Draußen ist alles beim Alten, es erleichtert mich fast, etwas ganz Neues. Es hupt, nach alter Marnier, man fährt kreuz und quer, überall sitzen Leutchen herum und reden laut miteinander. Ich nehme einen tiefen Atemzug. Die Luft ist so gut hier. Frisch, kühl und klar. Herrlich. Ist die Stadt darum die „Queen of the Hillstations“? Die Strassen sind vom Regen schön blank gewaschen. Es duftet nach Gewürzen. Der Abend ist lau, fast schon märchenhaft. Es ist wie aus Tausend-und-einer Nacht. Wundervoll. Gleich kommt Aladin mit der Wunderlampe. Wir beschließen, nachdem wir sicher dreimal die Stasse hin und wieder zurück gelaufen sind (um auch ALLES anzuschauen und nix zu verpassen) meinem Wunsch nachzukommen, in das schöne Lokal zu gehen, wo man diesen phantastischen Ausblick über die Unterstadt hat. Der Tisch ist schön gedeckt. Es könnte wunderschön sein. Doch Guido ist mit seinen Gedanken total weit weg. Wir sitzen uns gegenüber und essen. „Zusammen essen gehen“ hatte für mich stets bedeutet: den anderen anschauen, nachschenken, Brot reichen, Wasser eingeschenkt bekommen….wir sitzen so nah…und sind doch meilenweit voneinander entfernt. Ich fühle mich einsam. Und beschließe, wenn ich wirklich gesund werde in diese Stadt zurückzukehren. An diesen Platz. Aber NICHT alleine mag ich dann essen. Nein. Ich möchte zusammen essen. Es ist einfach zu schön hier. Zu schön um alleine zu essen. Und warum auch immer: Ich LIEBE diese Stadt !!!

In der Nacht habe ich einen fürchterlichen Anfall und bin fast eine Stunde ohnmächtig. Mich hatte es aus dem Körper heraus katapultiert. Erst schwebe ich so ein bisschen herum, hach so schön leicht alles, wie feiner Nebel….doch weit komme ich nicht, nur bis zur Decke. Jemand hält mich fest. Ich versuche mich zu drehen, gar nicht mal so leicht wie ich zuerst dachte, ich klebe an der Decke. Doch dann gelingt es und sehe alles von da oben. Total verdreht liege ich da unten rum, der Kopf auf dem Boden, Füße? Ja keine Ahnung, sehr seltsam das Ganze. Neben mir sehe ich den Guido. Mann, hat er ein breiter Rücken, ich habe ihm das schon ein paar Mal gesagt, er glaubt es mir nicht. Also wenn ich jetzt ein Fotoapperat hätte, hah! Ich hätte DAS Beweisfoto! Er hat die Augen zur vollen Konzentration geschlossen. Glitzernde Schweißperlen auf seiner Stirn. Seine Hand, welche weiß ich jetzt gar nicht, jedenfalls eine Hand, liegt an meinem Oberbauch, Höhe Bauchspeicheldrüse. Energie fließt, mossgrüne mit brombeervioletten Funken, und goldene sind auch dabei. Mein Gott, wieso liege ich denn da unten so total verdreht rum, ich sehe ja voll komisch aus. Im Raum wird es wird immer moosgrüner. Guido baut mächtig Energie auf. Ich tauche ein. Boah, wie im Elbenland der Jahrtausende alte Wald! Die alten Bäume…mit den LICHTERN… Stimmen-Gesang….ich wandle durch den Wald, berühre die knorrige Rinde der Bäume, laufe durch ihre Stämme hindurch, meine Füße sinken in weiches Moss,  ich höre die Nachtgrillen, erfreue mich an den LICHTERN in den Bäumen und sehe schon den See….. doch dann zieht es mich in den Körper zurück. Es tut schrecklich weh. Ich muss weinen, so weh tut es. Zuerst bin ich schrecklich wütend. Es war SO schön und nun DAS! Mir ist speiübel, ich mag zur Toilette, muss mich übergeben. Kann dabei fast nicht laufen, krieche auf allen Vieren, ziehe meine Beine hinterher, alles ist wie abgestorben, die Füße ohne Blut. Ich fühle mich schwer, hässlich, wund, geschunden. Alles ist wieder eklig, magnetisch, schwer. Doch dann bin ich nur noch erstaunt, wie Guido das wieder gemacht hat. Es ist mir unbegreiflich, dass er DAS nicht Hauptberuflich macht. Logisch schon, aber denoch unbegreiflich. Er ist genial. Absolut genial. Wenn er behandelt entwickelt er diese in ihm schlummernde Kräfte. Warum in Gottes Namen macht er das nicht Hauptberuflich….

Am nächsten Morgen zwitschert schon ganz früh ein Vogel im Baum. Wir hören ihm lange zu. Der Vogel erzählt.

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DER VOGEL RUFT.

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