Ankunft auf der Königsklippe

Die letzen Wochen kam ich wegen imsens viel Arbeit nicht zum schreiben. Dim-Hie-Trie und ich waren nach Deutschland gefahren, da nahe Imbolc/Maria Lichtmess der erste Unterricht 2012 für die Elfenbeauftragtenschüler in der Grotte von Naturwelten stattfand. Irgendwie jagte dann ein Termin der nächste und zwischendurch nutze ich die Zeit für einen Freundinnen-Patenkindbesuch. Kaum in Deutschland angekommen brach dann auch das angekündigte Russlandtief ein. Schwupps waren von einem auf den anderen Tag minus 20 Grad angesagt und eisiger Ostwind fegte über den Berg. Die Abwasserleitung war daher wegen Altersschwäche sogleich wie gewohnt fest eingefroren. Auch war es, leider ebenfalls seid Jahren so gewohnt, wieder schrecklich frostig kalt im Haus, so dass man am besten den ganzen Tag in der Sauna bleibt. Eine sehr seltsame Atmosphäre und so war auch die Stimmung-seltsam. Also blieb ich länger wie geplant, als „moralische Unerterstützung“ quasi. Doch jede Nacht träumte ich, dass in meinem Häuschen die Wasserleitung gefriert und ich nichts „Gemüsiges“, was man als Veganer ja liebt, eingekauft habe und dass alles im Schnee versinkt….als ich schließlich wieder hier war hatte ich wegen meiner Sonntagsfahrt auch nichts mehr einkaufen können, bin im Schnee versunken und es lief auch kein Wasser mehr-und das bis heute nicht. Dabei gab ich mich ja nicht gleich mit der Situation geschlagen sondern verbrachte den ganzen Sonntagnachmittag damit, Wasser zu holen, dieses zu kochen und auf die Wasserleitung zu giessen sowie mit einem Hammer den Boden aufzugraben. Nach aufgegangenen Blasen an Händen gehe ich jedoch nun jeden Tag warm eingepackt in Moomboots zum Dorfbrunnen um von dort das Wasser zu holen und habe mich nach fünf Tagen und vier Nächten einigermassen damit abgefunden, dass das Duschen, die Waschmaschine sowie die Toilettenspülung bis zum Frühling erst einmal at acta gegelgt wurden…wie bin ich doch froh, in Indien gewesen zu sein….und somit herzlich willkommen auch wieder zurück nach Indien…

….denn da der Computer auch an diesem Tag NICHT angeschlossen war, weil eben auch NIEMAND vorbeikam diesen in Stand zu setzen und ich die Lügerei sowieso über hatte sage ich laut und deutlich, was ich will. Hui, wo ist denn die „kleine, nette, ach so liebe Sian hin“ denke ich so bei mir, während ich ohne Murren den Zugangscode erhalte um auf dem I-Phone zu surfen. MENSCH, HERRGOTT, ich will schließlich die „Königsklippe“ wo wir den Dim-Hie-Tie vermuten finden. Ich bin sogar ein bisschen stolz auf mich, auch wenn der eine Teil in mir, von meinem Auftreten erschrocken, am liebsten weit … weit in den Boden versunken wäre. Wir finden sie, die „Königsklippe“ und ordern sogleich eine Rigscha. Guido handelt mit dem Fahrer aus, wie viel es koste, wenn er uns hoch fährt, dort auf uns wartet und uns auf halber Strecke wieder bei der Church heraulässt, die wir noch besuchen wollen. Na, dies Mal kann ja wohl sicher nix schief gehen. Von wegen, aber dazu später. Zuerst einmal steigen wir ein. Es geht steil bergauf. Die Rigscha schafft es fast nicht, ächtzt sich jedoch wacker Kurve um Kurve den Berg hoch. Viel Zeit vergeht. Die Luft wird derweil immer angenehmer, immer kühler und immer frischer.Wir können die Affen im Wald hören.

Oben angekommen verschlägt es mir als allererstens den Atem. Nach all der Enge und der beschwerlichen Auffahrt öffnet sich plötzlich ein Plateau, angelegt mit englischem Rasen, Blumenbeeten und einem sehr gepflegtes Haus. Ein alter rauschender Wald voller alter tiefer Stimmen erhebt sich dahinter und die Anwesenheit dieses alten Waldes mit all seinen Stimmen so direkt zu spüren erfüllt mich mit purer Freude. Die Kühle strömt einem quasi förmlich entgegen. In den Ästen der Bäume und auf dem Dach klettern munter kleine Äffchen. Ein Gärtner wickelt gerade den Wasserschlauch ein, er hatte dem Rasen nach zu urteilen gerade gegossen. Wahrlich königlich. Ich schließe die Augen. Es duftet nach kühlem Gießwasser im Sommer. Sonnenstrahl um Sonnenstahl kitzelt mich. Meine Augen, meine Seele erfassen all die Schönheit, die Lieblichkeit…

Das sehr edle und sehr gepflegte Anwesen befindet sich inmitten eines Plateaus. Irgendwo da unten liegt nun die Stadt. Den Begriff „Königsklippe“ verstehe ich nun auch voll und ganz, man fühlt sich wie auf einem Adlerhorst. Leichtigkeit und Freude nimmt den gesamten Raum meines Körpers ein. Fast schon schwebend laufe ich neben Guido durch den Wintergarten, der voller Blumen ist in das kleine feine Hotel. Im Geiste ordere ich bereits die Koffer, sehe uns packen und hier bleiben….

Mir ist nach „Seele baumeln lassen“, Relaxen, Entspannung, Erholung…..

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Während Guido anfrägt, ob es noch ein Zimmer gäbe höre ich von nebenan den Dim-Hie-Trie sagen “ Ah, da seid ihr ja endlich“. Obwohl es sicher sehr unangebracht ist, gerade jetzt zu gehen hat sich mein Körper bereits gewendet. Meine Füße laufen schon automatisch zu ihm hin, ich kann gar nicht mehr an mich halten und sage der verwirrten Dame am Empfang, wie schön ich es hier finde, was sie sehr freut. Dim-Hie-Trie sagt, dass sei ok, das sagen alle, die das erste Mal hier seien und dass viele einfach erst einmal entzückt laut „verry nice“ und „beautifull“ sagen würden…Als ersten sehe ich die gelben Blumen, dann die Sitzgruppe und das Jesusbild auf dem Kaminsims. Wow.

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Woher kommt die Stimme? Ah, da sitzt er. Ordendlichst im fein gestreiften Sonntagsausgeanzug hinter gelben Blumen. Mit etwas länglichem auf dem Kopf. „Das ist ein Zylinder“ werde ich aufgeklärt. Sein Haar darunter scheint ordenlichst gekämmt und frisiert zu sein. Er hat sogar einen Schnauzbart und blank gescheuerte Schuhe mit Schnürsenkeln und dann dieser Zylinder da auf dem Kopf, wie ungewöhnlich! Aber passend irgendwie, stilecht, ich weiß auch nicht. Es passt irgendwie hier rein. Ich mag ihn herzen, küssen und finde total lustig, wie er mich begrüsst. Mit der linken nimmt er den Zylinder vom Kopf. Während er mir leicht den Handrücken küsst deutet er eine Verbeugung an. Er riecht ganz herb. Ist das etwa Rasierwasser? Also nun muss ich doch laut lachen. „Möchtest Du Dich nicht setzen, es ist sehr bequem.“ Die Sitzgruppe schaut voll gemütlich aus. Ich stehe und schaue es mir an. „Nicht“ setzen, möchtetst Du Dich „nicht“ setzen sagte er. Hm. Ich schaue es mir also an….

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Schön! Hm, da „kommt“ was….Was? In der Wand sind Boxen installiert. Während ich sie anstarre, realisiere ich, dass da gerade das Klavierstück zu „November Rain“ von Guns N´Roses einspielt.

Mir bricht der Schweiss aus…nach Luft schnappend mache ich die Tür auf, während ich dem Text von November Rain zuhöre….und dabei den roten Mantel sehe, wie als wäre oder hätte jemand den roten Mantel vom König geholt oder hat ihn das Rotkäppchen an, während es im dunklen Wald läuft….ächtz…..uahhhhhhhh……

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November Rain:

Wenn ich in deine Augen schaue, dann kann ich eine unterdrückte Liebe sehen
und wenn ich dich halte, ist dir dann nicht klar, dass ich Gleiches empfinde?
Doch nichts währt für immer
und wir beide wissen, dass Herzen sich ändern können und es ist schwer, eine brennende Kerze zu halten
im kalten Novemberregen

wir haben all dies nun erlebt
seit so langer, langer Zeit
und haben versucht, den Schmerz zu betäuben
aber Liebhaber werden immer kommen
und Liebhaber werden immer gehen
und niemand weiss wirklich genau
wer heute aufgeben
und davongehen wird

wenn wir uns die Zeit nehmen könnten
Klarheit zwischen uns zu schaffen
dann könnte ich meinem Kopf Ruhe gönnen
und wüsste einfach, dass du „mein“ wärst
ganz mein….
Wenn du mich also lieben willst, dann halte nichts zurück
sonst werde ich am Ende doch noch hinausgehen
in den kalten Novemberregen.

Brauchst du etwas Zeit … ganz für dich?
Brauchst du etwas Zeit … ganz allein?
Jeder braucht ein wenig Zeit … ganz für sich.

Weisst du denn nicht, dass du etwas Zeit brauchst …ganz allein?
Ich weiss, es ist schwer sein Herz offen zu halten
wenn sogar Freunde darauf aus zu sein scheinen, dich zu verletzen.
Aber wenn du ein gebrochenes Herz heilen könntest
würde dir die Zeit dabei nicht hilfreich beistehen?
Manchmal brauche ich etwas Zeit … für mich
manchmal brauche ich etwas Zeit … ganz allein
jeder braucht ein wenig Zeit … ganz für sich
weisst du nicht, dass du etwas Zeit brauchst …
ganz allein.

Und wenn deine Ängste vergehen, die Schatten noch immer bleiben
wenn niemandem mehr die Schuld gegeben werden kann

dann weiss ich, dass du mich wirklich lieben kannst

kümmere dich nicht um die Finsternis
denn wir könnten trotzdem einen Weg finden
denn nichts währt für immer
nicht einmal der kalte Novemberregen!

Alles hätte ich erwartet, aber sicher NICHT Guns´N Roses …. Dim-Hie-Trie lächelt und mischt Bilder aus Berlin in das Deja Vue, worüber ich sehr dankbar bin. Nun mischen sich die Bilder mit dem Deja-Vue. Es erscheinen nun die Trolle, die Frau mit der rauchigen Stimme, die Bar..daher bekomme ich leider auch noch Heimweh, auch nicht besser….. „Darf ich Dir einen der Speisesäale zeigen? In einem jeden kann man ausgezeichnet dinnieren“ sagt Dim-Hie-Trie. „…und die Küche hier ist wirklich exquisit.“

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Mit schlacksigem Schritt wanke ich ihm hinteher und mag gar nicht sagen, wie komisch mir dabei ist….“Und da ist der Frühstücksraum.“ sagte der Dim-Hie-Trie. Wo? „Na da!“ deutet er nach draußen. Wie, draußen, ich versteh nicht. „Im Wintergarten Sian, wie sich das gehört.“ Und grünen Tee gäbe es auch. „Und ja, alles hat seinen Preis hier Sian“ sagt er. Wie doppeldeutig, ich spüre förmlich den doppelten Boden.

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und „sehe“ uns da sitzen. Ich WEISS also, dass wir hier sein werden. Hu, ich muss mich wohl warm anziehen, bei DEM Auftakt…

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