Eine PAUSE. MACHEN.

Beim Weiterlaufen stolpere ich nicht mehr über meine Füsse. Ganz in mich gekehrt und wach spüre ich der Tragweite: „Verantwortung übernehmen. Für ALLES“ nach.  „Schau mal Sian, da liegen schöne bunte Sari´s zum trocknen“:

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Bunte Sari´s, ja. Und unten ist die gefasste Quelle verschmutzt. Wie kann ich mich denn da an dem Anblick erfreuen, wenn ich DAS weiß? Nun, eben GAR NICHT. Vieleicht sollt´ich das ausgrenzen? Mir alles, was ich so wahrnehme nicht so zu Herzen nehmen? UIUI. Hm. Tja, aber wie macht man das nur? Nun, geht vieleicht einfach ja auch gar nicht. Also zumindest nicht in diesem Zustand. „Hm. Wenn sie da zum Trocknen liegen müssen sie  zuvor im Bach gewaschen worden sein.“ brummle ich und weiss, wie sehr ich mal wieder kein amüsanter Gesprächspartner bin. Und mir wird nachgesagt ich sei kein Realist? HAHA. „Ja, im Bach! schau mal wie lustig das Mädchen tanzt.“

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Die Freude des tanzenden Mädchens ist förmlich zu spüren. Die Heiterkeit, inmitten der Natur zu tanzen während die Mama die Wäsche wäscht und man die Zeit, wo es gerade nichts zu tun gibt nutzt um zu tanzen. Bei all der heiteren Idylle kann ich dennoch keine Freude darüber aufbringen. Am ganzen Körper fühle ich die ätende Lauge. Schweigend laufen wir weiter. Mit jedem Schritt laufen wir mehr und mehr hinein in die Natur. In weiter Ferne grast – eine Kuh. Sie steht da einfach. Mitten auf der Weide. Es ist kein Zaun. Weit und breit nicht. Ohha, sowas. Das gibt´s bei uns nicht. Sie hat eine Glocke am Hals. Eine freie Kuh! Uih. Klasse! Ein wundervolles Geräusch erklinkt, wenn sie ihren Kopf hebt oder senkt. Die menschlichen Geräusche verstummten dagegen mehr und mehr. „Na endlich!“ denke ich erleichtert. Und fühle mich zurück erinnert an Berlin. Die Zeit, wo ich die ersten Kunsthandwerkermärkte mit den Zwergen machte. Da habe ich genauso gedacht.

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Uih, ist DAS lange her….. ich versinke in Erinnerung. Da war ich ja auch nicht gerade so gut drauf, was Kommunikation anbelangt. Dim-Hie-Trie läuft schweigend neben uns her. Hm. „Warscheinlich war ich zu lange im Elbenland.“ denke ich. Dafür könnte ich ja auch mal Verantwortung übernehmen. Ohne dass ich es selbst bemerke geht mein Atem schwer. Guido bemerkt es und frägt freundlich an:  „Eine Pause machen?“ Ja. Eine Pause machen. „Eine Pause. Machen.“ sagt Dim-Hie-Trie.

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Ja, machen. Wie Recht er hat!. Es ist soooooo schön still. Es ist eine Wohltat! „Was nützt es, sich nur aufzureiben? Niemandem nützt das. Etwas bewusst wahrnehmen. Ja. Aber sich auch da nicht festkrallen. Sich wieder lösen. Herausfinden, wie das am Besten geht. Sich die Zeit nehmen. Auch geniessen. Es machen. Inne halten. Das SCHÖNE sehen. Das SCHÖNE hören. Glockenklang. Bewusst schweigen.“ sagt Dim-Hie-Trie weiter. „Hatten wir nicht Banane und diese leckeren Kekse dabei?“-„Oh ja!“

Banane essen. Kekse. Etwas trinken. Lecker. Alles hochgeschleppt. Die „Früchte“ ernten. Geniessen.

Eine Pause machen. Wie gut das tut. Einfach mal eine PAUSE. Diese auch MACHEN. Ganz bewusst. „Irgend etwas stört Dich doch noch, nicht wahr Sian?“ Hm. Hinein spüren, was es IST. Mir ist heiß. Die Klamotten kleben auf der Haut. Die Füsse brennen. So kann man sich ja gar nicht entspannen. „Genau.“ Sich befreien. Muss man auch erst mal bemerken! „Ja. So ist das Sian.“ sagt Dim-Hie-Trie und streichelt derweil meine Haare. Mein Kopf ist ja ganz heiß. Mal die Haare öffnen. Schütteln. Ahhhh tut das gut…. nun fällt mir auf: Bissl was ausziehen wäre schön. Hab immer viel zu viel an. Alles soll ja immer bedeckt sein. Schultern. Beine. Fühl´ mich eingesperrt. „Muss“ ja sein. Zwang. Daheim kann ich mich viel freier bewegen. Hm. Meine Füsse, die sind auch eingesperrt. In Wanderschuhe. Socken darunter versteht sich. Ich ziehe die Schuhe aus. Und den Pulli gleich hinterher. Ahhhhhh…… wie herrlich…… ich lege mich ins Gras. „Keine Angst vor Ameisen und co.?“ – „Nee.“

Befreien. Von Ballast. Sich FREI -MACHEN. Die Füsse kühlen. Sich zurücklehnen. Ins weiche Gras hinein legen. Dem Klang der Glocken lauschen. In die Wolken schauen. Eine Pause einlegen. Die Seele baumeln lassen. Genau.

One thought on “Eine PAUSE. MACHEN.”

  1. Den Anfang dieser Erzählung kann ich gut nachempfinden. Mit dem Blick auf manche Gegebenheiten oder dem Wissen um manches Ungleichgewicht, da kann mir die Freude mitunter abhanden kommen. Wie kann ich jemals wirklich satt werden, so lange es noch Hunger gibt? Was mache ich mit dem ganzen Wissen und Erlebten? Wie KANN ich überhaupt eine solche Verantwortung übernehmen? Manchmal meine ich, jeder Schritt von mir, jede Tat setzt noch ein Schäufelchen drauf. Und doch: nichts tun oder in Schockstarre zu verharren ist auch nicht mein Weg… vertrauen – weitergehen – üben – freuen – lieben – alle Tränen weinen, alles Lachen lachen

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