„Altwiebersummer“

Als eine Herbstgeborene liebe ich diese Jahreszeit..und nun ist er da, der „Altwiebersummer“ zu hochdeutsch: „Altweibersommer“…. als ich noch Kind war sprach meine Oma jeden Herbst die Bedeutung des „Altwiebersummers“ an. Das Gefühl, das dabei mitschwang kam mir vorhin, als ich durch die Bäume lief und dem Lichtspiel der Blätter zuschaute wieder in den Sinn. Sie klärten mich auf, wie die „Altwieber“ das mit dem „Altwiebersummer“ gesehen haben. Die „Altwieber“ waren als Kind für mich: meine Oma, ihre Schwester und die zahlreichen alten Frauen mit ihren weiß-blauen (kariert oder gestreift) sowie den geblümten Schürzen, die sie stets um den Bauch gebunden hatten. Sie, die immer einen Rat (mindestens einen) parat hatten, eine Erklärung, eine „Ahnung“ und bei auswegslos erscheinenden Problemen zumindest eine halbwegs passable Idee. Sie, die stets ein großes Herz und sicher mehr als nur zwei Ohren hatten. Sie, die steht´s ein Taschentuch in ihrer Schürtze hatten ( eines das man noch waschen konnte ) Sie, die aufgeschlagene Knie zu betupfen wussten. ( mit einem sauberen Taschentuch ) Sie, mit ihren stets dicken Strümpfen an. Sie, die eines Tages dann vorab zu sagen pflegten: „ziehe besser die dicken Strüpfe an“ wenn man ABER schöne dünne (bunte) anziehen wollte und dann jammernd mit Blasenentzündung im Bett lag… Sie, die wussten, dass nach jedem Regenguss auch wieder Sonne kam. Sie, die aus dem Stegreif lange wussten, wer wann Geburtstag hat. Sie, die alles im Kopf behalten konnten und nur nachzuschlagen pflegten als sie älter wurden. Sie, die „Altwieber“, die meine Oma und ihre Schwester stets besucht haben…

Laut Wiki ist der Altweibersommer „eine „meteorologische Singularität, das einen Zeitabschnitt gleichmäßiger Witterung im Spätjahr bezeichnet, oft im September, der sich durch ein Hochdruckgebiet, stabiles Wetter und ein warmes Ausklingen des Sommers auszeichnet. Das kurzzeitig trockenere Wetter erlaubt eine gute Fernsicht und intensiviert den Laubfall und die Laubverfärbung.“

Nach der einen Erklärung leitet sich der Name von Spinnfäden her, mit denen junge Baldachinspinnen im Herbst durch die Luft segeln. Der Flugfaden, den die Spinnen produzieren und auf dem sie durch die Luft schweben, erinnert die Menschen an das graue Haar alter Frauen. Mit „weiben“ wurde im Althochdeutschen das Knüpfen der Spinnweben bezeichnet. Nach der anderen Erklärung, in der von Kluge/Seebold die „vielleicht“ ursprüngliche, von Pfeifer hingegen „wahrscheinlicher“ eine sekundäre Bedeutung gesehen wird, liegt dem Wort das Motiv der zweiten Jugend bei Frauen, die als unzeitig und nur kurze Zeit dauernd angesehen wird, zugrunde. An diese letztere Deutung können das schweizerische Witwesömmerli und der bairische Ähnlsummer (‚Großvatersommer‘) angeschlossen werden.

Die Spinnweben sind zu einer früheren Zeit auch Zeichen von Elfen, Zwergen gewesen..dann Zeichen der Nornen und später wurden sie abgelöst durch Mutter Maria („Marienfäden“, „Mariengarn“, „Marienseide“, „Marienhaar“ oder „Unserer Lieben Frauen Gespinst“, „Mutter Gottes Gespinst“). Im Volksglauben nahm man an, dass es baldige Hochzeit verheißt, wenn sich fliegende Spinnfäden im Haar eines jungen Mädchens verfangen.

Genießen wir die schöne Zeit dieser „Altwiebersummer-Tage“ sie geben uns sooo unendlich viel…

P.s: Das Landgericht Darmstadt hat im Jahr 1989 festgestellt, dass die Verwendung des Ausdrucks „Altweibersommer“ durch die Medien keinen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte von älteren Damen darstellt.