Gofio ♥

Erst die hohen Wellen am Atlantik und nun schwere Wolken über der Insel. Es wurden stellenweise Unwetterwarnungen herausgegeben. Immerhin noch 12 Grad hier oben in den Wolken. Und Regen, Regen, Regen 🙂  Daher hab´ ich mich wieder in eine warme Decke eingekuschelt und einer der Artikel die ich Euch angekündigt habe aufgeschrieben.  Ich wünsche Euch wie immer viel Freude beim Lesen.♥ P.S: Darf gerne geteilt werden.♥

Wenn man die Seele einer Landschaft ergründen möchte läuft man los und geht hinein ins Gelände . Ich habe Euch schon mehrfach mitgenommen. 🙂 Heute nun möchte ich noch einen Schritt weiter gehen. Denn wenn man sich mit den Menschen, die an diesem  Ort leben und jene die vorab lebten verbinden möchte ist es oft auch hilfreich,, wenn man auch ißt was sie aßen. Was aßen sie? Gofio. Heute geht es also um das Gofio, dem traditionellen Grundnahrungsmittel der kanarischen Bevölkerung. Was genau Gofio ist und wie es hergestellt wurde? Am Besten besucht man hierfür das Gofio-Museum. Machen wir uns daher nun auf den Weg nach Las Tricias… ♥

♥  Einmal dort angelangt, bist Du im Paradiesgarten EDEN! ♥

♥ Denn das Museum befindet sich im schönen Nordwesten, in las Tricias, einer Gemeinde von Villa de Garafia. Schon die Anfahrt nach Las Tricias ist ein landschaftliches Highlight und in dieser Jahreszeit ein unvergleichliches Dufterlebnis ! ♥

Die Straßen sind kurvenreich, teils recht schmal und oft abenteuerlich steil. Bin ich froh, dass damals der Stephan gefahren ist !!! Wenn man unwissentlich über die Straßenverhältnisse mit dem Auto anfährt kommt man an diesem steil abfallenden Barranco vorbei ( und parkt da auch. SCHWITZ! ♣ )

Wer nicht schwindelfrei ist geht am Besten gleich zu Fuß ! Wer anschließend weiter in die Buracas, zu den Drachenbäumen und  bei einen Besuch im Cafe Aloe Rast machen möchte stellt am Besten sowieso sein Auto ab denn alles ist nur zu Fuß erreichbar.

Das Museum ist in einer alten Windkraft-Mühle untergebracht. Diese liegt auf der schmalen Anhöhe eines wunderschönen Bergrückens mit Sicht auf ein fruchtbares Tal, wo viele wundersame Dinge vor sich gehen und alte Drachenbäume wachsen…

♥ Nachdem man es geschafft hat sich von diesem Anblick zu lösen ♥:

..(hach fällt echt schwer!) …und die Mühle betritt empfängt sie alle Besucher mit einem wundervollen waldorflichen Dufterlebnis. ♥ Es liegt so viel Nahrung für die Seele in der Luft. Es riecht nach gemeinsamer Arbeit in Liebe und Achtung für die Natur, nach gemahlenem Korn und fein geöltem Holz. Oh…. hab´ ich mich dort wohl gefühlt… ♥

Mit viel Liebe zum Detail wird Dir geduldig und anschaulich erklärt was Gofio ist und wie es hergestellt wird. Auch über die Mühle selbst erfährt man wirklich alles!

Die Mühle diente zum Mahlen des zuvor gerösteten Getreides. Sie wurde mit Windkraft betrieben, daher steht sie auch oben auf dem Berg. Seine ersten Besitzer, Santiago Martín und Evaristo Pérez Rocha betrieben sie. Sie verkauften die Mühle an den Zimmermann, der sie einst gebaut hatte: Antonio Acosta Rodríguez. Sein Sohn Cristóbal Acosta und sein Enkel Evelio Acosta García, drei Generationen, die sowohl die Rolle des Müllers als auch des Zimmermanns bei der Reparatur der beschädigten Holzstücke spielten. Vater und Sohn wechselten sich ab, während die Mühle in Betrieb war, weil „es nicht aufhört zu mahlen“, wann immer die Wetterbedingungen es erlaubten. In diesem Fall konnte der Arbeitstag weit über den Sonnenuntergang hinaus verlängert werden.

„Gofio“, so erfahren wir, spielte immer eine große Rolle. Es setzt sich aus verschiedenen Getreidearten und Samen zusammen. Jede Region/Gebiet hatte sein „eigenes“ Gofio. Die Rezepturen wurden über Jahrhunderte an die nächste Generation weitergegeben.

„Wir essen Gofio morgens in der Milch, später im Eintopf oder im Escaldon. Wir verkneten es auch mit Wasser oder Brühe, vermischen es mit Zwiebeln und gehackten Kräutern zu Bällen oder formen es zu einer Rolle damit wir diese schneiden können. Dann tunken wir es in Mojo oder geben es obenauf. Im Winter vermengen wir Gofiomehl mit Rotwein und Honig, das gibt warme Füße. Wir machen aus Gofio Süßigkeiten und Kuchen. Die Kinder bekamen es mit hinaus wenn sie spielen gingen. Etwas Gofio und das Spielen konnte weitergehen. Es ist die Seele von uns. Ohne Gofio fehlt uns etwas.“♥

Ich empfinde es bemerkenswert. wie liebevoll man über das Gofio spricht. „Es ist die Seele von uns“.. denn jahrhundertelang haben einst auch die Ureinwohner vorgekeimtes Getreide und Samen in Tonschalen mit teils Vulkanasche geröstet, um sie anschließend in Handmühlen aus Lavagestein zu mahlen! ♥ Das so gewonnene Gofio-Mehl kam in Beutel aus Ziegenleder und wurde mit Wasser oder Ziegenmilch verknetet…

Nachdem sich die spanischen Eroberer in La Orotava niedergelassen hatten, war einer ihrer ersten Bauten ein hölzernes Aquädukt, das Wasser den Berghang hinab in den Ort brachte und später Energie für 13 Wassermühlen lieferte. Einige von ihnen sind noch heute in Betrieb, so wie die mehrere hundert Jahre alte „La Maquina“ von Manuel Hernandez Cabrera. Gofio, mit seinem leicht rauchigen Aroma, das ist für ihn auch so etwas wie der Inbegriff von „Zuhause-Sein.“ Als ich die Mühle von La Tricias betrat habe ich auch so empfunden.

Anders als klassisches Mehl muss das geröstete Mehl der kanarischen Ureinwohner vor dem Verzehr nicht erhitzt werden. Gofio kann auch pur genossen werden.

Nicht nur das Aroma ist anders, auch die Nährstoffdichte ist es. Und diese ist auch verantwortlich dafür, dass Gofio immer beliebter wird. Denn Gofio ist sehr reich an Vitaminen, Mineralien wie  Kalzium  und Magnesium da es das ganze Korn enthält. In den Schriften des Museums steht wie geschälter Weizen und Weißmehlprodukte mehr und mehr das Gofio verdrängt haben. Früher gab es Dreschplätze und gemeinsam hat man die Arbeit erledigt. Heute liegen die Felder brach. So gerne würde der Museumsbetreiber erleben wie wieder die Felder bestellt, das Korn geröstet und in seiner Mühle zu Gofiomehl verarbeitet wird…

Zum Abschluss bekamen wir zwei Rezepte mit Gofio in deutscher Sprache, eine schöne Idee! Da kann man es selbst ausprobieren wie es schmeckt… In den kanarischen Geschäften  standen wir  vor etlichen verschiedenen Gofiomehlen …welches ist für was angedacht und wie macht man denn das ??? Es gab uns viele Fragezeichen und haben uns noch nicht so recht dran gewagt. Doch der Stephan hat nach dem Besuch der Mühle ein Kilo Gofio schon mal mit in den Flieger nach Deutschland genommen. Ob er schon eines der Rezepte mit Namen „Pella Dulce“ oder „Escacho“ nachgekocht hat? ♥