Hoch oben, in der Cumbre Vieje, lebe ein altes Wesen das „sich auskennt, mit den Löchern wo man in die Erde hineinfallen kann und wo die rote Energie ausatmet.“ (damit meinten die Naturwesen die Ent-Gasungsschlote der Vulkane ) In jenen schlimmen Zeiten, als die Insel von den Konquistadoren eingenommen wurde hat diese Wesenheit Nebelwolken aufziehen lassen und so den Ureinwohnern Schutz vor ihren Verfolgern geboten. So wurde es mir von Vulcania gesagt. Dieses Wesen wollte ich gerne kennenlernen und machte mit den Naturwesen im Gepäck einige Anläufe ganz hoch zu laufen. Durch die schweren Windstürme in den letzten beiden Wochen war es jedoch leider nicht möglich die obere Vulkanroute laufen. So manches Mal konnte man das Haus zeitweise auch gar nicht verlassen, so schwer waren die Stürme welche da über die Kanaren hinwegfegten. Es regnete in die Fenster, obwohl alle Läden geschlossen waren. Die immense Kraft des Windes ließ Bäume erzittern und sämtliche Dachziegel klappern. Oft konnten die Flugzeuge weder starten noch landen und umkreisten daher zahlreich die Insel. Viele Bewohner/innen hatten sich in ihre Häuser zurückgezogen und an manchen Tagen waren sogar die Schulen geschlossen. Wer sich dennoch in Schluchten, Barrancos oder auf die Cumbre wagte und gerettet werden musste hat seinen Leichtsinn entweder mit Geld, Gesundheit oder sogar mit dem Leben bezahlen müssen. Auf den Kanaren werden extra Unwetterwarnungen veröffentlicht, diese MUSS man beachten & auch auf die Einheimischen achten was sie sagen. Rettungsaktionen werden auch auf Hinweise die nicht von Euch stammen müssen unternommen und man muss es selbst bezahlen. Wenn der Heli startet wird es richtig teuer. „ACHTSAMKEIT ist angesagt“ war eine der Botschaften. In dieser Nacht von der ich Euch heute erzählen werde, gab es gewaltige Rucke. So stark dass ich vor Schreck senkrecht im Bett aufsaß. Im Geist ging ich alle Anweisungen durch, wie man sich im Falle eines Erdbebens zu verhalten hat. Ich packte meine Decke und verließ das Haus. Mit Hausschlüssel, denn ohne Schlüssel kam man nicht mehr rein falls die Tür von einem Windstoß erfasst wird. Durchs Fenster in der Küche klettern wäre die Option gewesen, doch die Läden waren alle verrammelt und verriegelt. Wegen dem Sturm versteht sich. Wer schließt sich schon gerne selbst ein? In dieser Nacht war es ungewöhnlich warm und die Sterne bis zum Ende des Horizont sichtbar. Sie schienen so nah dass man das Gefühl hatte nach ihnen greifen zu können. Ich setze mich auf den Boden um in die Erde hineinspüren zu können und schaute in die Sterne. Volcan kam heraus und fragte gähnend ob ich das auch wahrgenommen habe? – “ Ja, darum sitze ich jetzt da, spüre in den Boden und schaue in den Himmel, so viele Sterne. „Wir wollen auch da sitzen und schauen“ Ich ging ins Haus, suchte einen Korb und setze alle Naturwesen hinein. „Oh, ein Ausflug, mitten in der Nacht?“ freuten sie sich. „Vulkan spüren und Sterne guggen, aber ihr müsst schon im Korb bleiben es windet sehr“- „Wie schön, so viele Sterne wieder!“ Ihre Augen leuchteten, die Mundwinkel ganz oben. Einige Sternbilder waren ganz nah, einfach –WOW-. Es waren keine Erdbeben spürbar und irgendwie schön und warm heute in der Nacht. Dim-Hie-Trie kam herausspaziert und schaute uns an. Dann ging sein Blick hoch aufs Dach, wo er längere Zeit auf etwas zu haften schien. Was genau es war konnte ich nicht sehen denn mein Herz klopfte immer noch ganz schnell. Da ich mich auf etwas das mir Freude bereitet hat konzentrieren wollte, den Fokus auf was anderes legen wollte erzählte ich, dass es überall auf der Insel verteilt Schilder mit Sternbildern gibt und sicher einige Besucher auf die Insel kommen um in die Sterne zu schauen. „Ja! Und mache rennen auch durch den Wald.“- “Oder über die Vulkane, Kilometer machen.“- Die Naturwesen kicherten leise- „Oder sie sitzen da und fühlen sich wohl.“ sinnierten sie weiter -„Ich liebe es wenn sie sich erinnern und immer wieder kommen.“ „Sie kommen wegen dem Erinnern und wegen unserer schönen Insel.“ -„Ja.“- „Die Insel ist unsere Zuflucht.“- In diesem Punkt waren sich alle einig. Ein warmer Windstoß erfasste uns. Warmer Wind, schön, aber ungewöhnlich. „Genauso wie damals als wir an diesem Ort waren.“ sagte Dim-Hie-Trie. „Da waren es auch so warme Windböen.“ Ja, daran erinnerte ich mich gut. Er hatte ständig auf den Bergrücken geschaut und gesagt „gugg mal da ist Drache.“ – „Ein Drache? Wo?“ fragte Volcan. „Der ganze Bergrücken sieht aus wie einer. Und die Wolken auch.“ Wir erzählten, wie wir bei St. Cruz den zweiten astronomischen Aussichtspunkt gefunden haben und welchen Bergrücken wir meinen:Von hier aus wird der antike mythologische Blick auf das Meer gerichtet, der religiöse Hintergrund der Bewohner thematisiert und Hinweise auf den Stern Canopus, hellster Stern im Sternbild Kiel des Schiffs, gegeben. Von hier aus ist wieder der Blick zum Polarstern ausgeschildert wie die Lage der zirkuspolaren Konstellation, dem großen Bären und Kasiopea:
Einmal lasen wir auch über jene Argonauten die sich aufmachten „das goldene Vlies.“ zu suchen. Dim-Hie-Trie weiß alles darüber und erzählte Geschichten über eine Insel wo die Götter wohnen und sich in Menschengestalt dem Sucher zeigten und dass gemordet wurde um das goldene Vlies zu finden… „Was ist denn das goldene Vlies? Warum wird gemordet, wegen einem Vlies?“ wollte Volcan wissen. Das sind Geschichten die auf der Wahrheit basieren aber ausgeschmückt werden. Dann wird aus der Wahrheit eine Sage, ein Mythos, eine Legende. Die Wahrheit dieser Geschichte ist , dass es früher einmal viel Gold in den Flüssen gab und an manchen Stellen der Erde besonders viel. Wenn man darin das Schafsfell wusch blieben Stückchen vom Gold darin hängen. Daher der Name. Das Gold jedoch ist in der Erde da es einst ein Geschenk vom All war.“ Ein warmer Windstoß. „Unsere Insel ist ein Juwel. Wie Gold? Und ist vielen Heimat geworden. Sie hat allen Zuflucht geschenkt.“- Wieder ein warmer Windstoß, wie ein Atemhauch. Die Naturwesen seufzten darüber vor Freude. Ich erzählte weiter, denn dort war auch ein Drachenbaum.
Das austretende Harz wird „Drachenblut“ genannt. Der Baum schließt damit seine Wunden:
Er hat uns freundlicherweise etwas von seinem Harz abgegeben:
Man kann damit ebenfalls Wunden schließen, doch auch räuchern und färben. Es gab auch wunderschöne Opuntien, nur waren sie ziemlich schlecht erreichbar.So sind wir weiter und haben an einer anderen Stelle nochmals welche entdeckt:
Sie sahen sehr kräftig und gesund aus. Dim-Hie-Trie hatte mir mal einen laaaangen Vortrag über Opuntien und den auf ihnen lebenden Läusen gehalten. Dass die Kakteen einmal sehr gesund waren und sich dann Läuse so zahlreich darauf vermehrten was sie zum absterben bringt. Er sagte, dass es immer einen Zusammenhang , eine Botschaft im übertragenen Sinne gibt. Im übertragenen Sinne bedeutete es, dass sich manche Menschen auch wie Läuse verhalten und dadurch den Wirt , die Erde in Teilen zerstören. Ich freute mich also sehr eine gesunde Opuntie entdeckt zu haben 🙂
Dim-Hie-Trie stand derweil am Papierkorb und schaute auf einen Pappkarton welcher voll mit Vogelkot war. Angst und Stress kam aus der Kiste heraus. Darum habe ich ihn angeschaut ob da vielleicht jemand Hilfe braucht? Dim-Hie-Trie ist an den Baum gelaufen und hatte hochgeschaut. So entdeckten wir eine weiße Taube, die wohl in dem Karton gesessen haben musste…sie hatte ein langes Band an ihrem Fuß fest… „oh wie schrecklich! Was habt ihr gemacht?“ -„Der Stephan hat sie befreit“:
Nachdem sie befreit war kam sie zurück und hat sich neben ihn gesetzt:
„Wie schön!“ Was für wunder-schöneschöne Wunder-Geschichten!“ Alle Naturwesen freuten sich und ein warmer Windhauch schien wieder vom Dach herunterzuwehen. So wie damals, als wir an diesen Orten waren. „Im Anschluss sind wir erstmals in den Norden gefahren und haben Euch bei los Tilos Nebelwäldern entdeckt“:
Das Wort „Nebel“ lag als Energie in der Luft und just in dem Moment zogen wieder Wolken auf. Bald darauf begann zu regnen und ich ging mit Decke wieder ins Haus. Dim-Hie-Trie und die Naturwesen blieben feinstofflich draußen. Da sich auch am nächsten Morgen mein Herz überhaupt nicht mehr beruhigen konnte wollte ich Blutzucker messen. Doch die Batterien waren aufgebracht. Und welche kaufen bedeutete: eine weitere Autofahrt bei Sturm unternehmen und wer weiß ob die Geschäfte überhaupt offen haben…
So trank ich ein Glas Wasser nach dem anderen und versuchte mich zu beruhigen. „Das ist nur wegen dem Feuerdrachen den Du spürst. Er sitzt schon die ganze Zeit oben auf dem Dach!“ sagte Volcan. Nun bemerkte ich erst wie aufgeregt die Naturwesen waren. „Er ist doch kein Feuerdrache. Ein Drache hat Flügel, er hat Beine, so wie wir!“-„ Da ist aber ein Feuerdrache!“ bestand Volcan auf seine Wahrnehmung. „Seht ihr das nicht? Also das kann man doch sehen!“ Sie standen im Grüppchen und tuschelten aufgeregt miteinander. „Er ist zu uns gekommen weil wir nicht hoch gekommen sind.“ Wer ist zu uns gekommen?“ wollte ich wissen und ging hinaus. Ich wollte auch was sehen. Das erste was ich wahrnahm war wieder diese gewisse Art von Wärme. Ein Windhauch. War das ein Atem? Ich spürte hinein. Nichts Bedrohliches. Es fühlte sich an als sitzt oder liegt da jemand.- Er hatte Flügel, aber auch Beine. Ein Naturwesen…? Nein. Ein Geistwesen? Hm. Ein Drache? … Hm, auch nicht wirklich, als ob er keine Hände sondern, unbeschreiblich, als würde man die ganze Insel spüren. SO SCHÖN! Es brodelte, ich nahm Hitze wahr, dann wieder Ruhe. Ein Fließen. Kraft die nach oben drückte. Hitze und Kraft.
„Du hast mich im Herzen wahrgenommen, daher schlägt es so schnell. Und an allen Stellen wo ihr ward, da waren Erdbeben. Da habe ich mich bewegt. Ihr habt mich nicht gesehen weil ich schon immer da bin“ Entzückt fragten die Naturwesen: „Ja, nun erkennen wir Dich! Willst Du auch einen Körper? So wie wir?“- „Du kannst von unseren Kiefern abhaben, diese sind von da wo Du gerne schläfst. Sicher kennst Du sie!“ -„Sian, wir müssen Drachenblutsud kochen, denn er braucht auch ein Gewand so wie wir.“-
Wir lauschten ehrfürchtig seinen Geschichten, -man könnte ein ganzes Buch darüber schreiben – und kochten währenddessen Drachenblutsud mit Kiefern, färbten Wolle, -was auch mit beschränkten Mitteln möglich war, wenn auch ein etwas längerer Prozess 🙂
––
––
Und während sich draußen in den Wolken das Vulkanwesen zeigte:
entstand drinnen in Emma´s schöner spanischer Küche der Kopf von Mahalon. Da er als vulkanisches Wesen auch einen Feuerdrachen in sich hat ist in seinem Kopf Drachen-Energie. Das Wesen gibt immer selbst vor wo ich später das Auge annähe. Seht ihr sein „wahres“ Auge auf dem ersten Foto?
Die Wolle welche ich vorbereite entspricht seinem Wesen. Seine Hände repräsentieren Lava, Asche und schwarzer Vulkanboden. Alle mineralische Energie der Insel ist durch sie spürbar:
Da alle die Insel als „die Zuflucht“ bezeichneten und immer dieser warme Windhauch wie ein Drachen-Atem kam ist dem stofflichen Wesen der Name „Mahalon“ gegeben denn in diesen Namen liegt die Bedeutung „die Zuflucht“ eingebettet. Als er fertiggestellt war gingen wir nach draußen:
Alle Wolken hatten sich aufgelöst
und die Sonne strahlte wieder in diesem wunderbar atmosphärisch-blauem Kanaren Himmel …
Schön! Und nun möchte er erst einmal eine Runde laufen.